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Kultur: Der Mensch ist eine Feuerinsel

Naturschutz mal anders: „Islandfalken“ von Fridrik Thor Fridriksson

Es ist Herbst, und der Wind bläst kalt über Island. Der Amerikaner Simon (sehr ernst: Keith Carradine) hat Feuer gemacht. Richtig wärmen tut es ihn nicht. „Ich habe mal gehört, dass das Ziel des Menschen sei, jemandem nützlich zu sein“, spricht er langsam in sein Diktiergerät. Wem nützt er nach Jahren im Knast, ohne Freunde, ohne Job?

Dem Zollbeamten hat Simon bei der Einreise gesagt, er würde eine alte Tante besuchen. Was nicht ganz falsch ist. Immerhin trinkt er eine Tasse Kaffee mit ihr und ihrem Sohn. Und dann fährt er raus in die Natur, um die Konsequenz aus seinem Leben zu ziehen, das eigentlich keines war. Doch es kommt alles anders: Er trifft Dúa (sehr isländisch: Margrét Vilhjálmsdóttir), eine junge, leicht esoterische Künstlerin, die sich um die Hunde und den verletzten Islandfalken ihres kranken Onkels kümmert. Und dann ist da noch Johánn (sehr böse: Ingar E. Sigurdsson), der Polizist, der ihre Tiere am liebsten erschießen würde und Simon misstrauisch beobachtet. Als er versucht, Dúa zu vergewaltigen, wird er von Simon angeschossen. Das ungleiche Paar muss verschwinden – und der Falke kommt mit.

Der isländische Regisseur Fridrik Thor Fridriksson erzählt in „Islandfalken“ ein Märchen: das Märchen von Simon und Dúa. Er der verlorene Vater, sie die verstoßene Tochter. Und es ist eine Hommage an den unter Naturschutz stehenden Falken – ein Stück isländische Geschichte: Einst war der Raubvogel beliebtes Exportgut, lange schmückte er die isländische Flagge.

In kurzen, puzzleartigen Szenen und mit Fotografenblick nähert sich Fridrikkson den Protagonisten, in herrlichen Aufnahmen der kargen Feuerinsel. Er verzichtet auf Details (wieso war Simon im Gefängnis?) und konzentriert sich auf die Beziehung zwischen Dúa und Simon. Wieso bleiben sie zusammen, obwohl er ihren geliebten Falken verkaufen will? Sind sie tatsächlich Vater und Tochter? „Vielleicht bin ich doch noch für jemanden nützlich“, spricht Simon schließlich in das Diktiergerät. Aber es kommt wieder alles ganz anders.

Hackesche Höfe, Blow up, Kant-Kino

Franziska Richter

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