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Kultur: „Der Mensch ist gewalttätig, es tut mir leid“ Der Kampfeslustige: Ehrenbär für Arthur Penn

Er ist eine Legende. Der Mann, der das amerikanische Kino wachrüttelte, mit Filmen wie „The Left-Handed Gun“ oder „Bonnie und Clyde“, sitzt im Konferenzsaal des Hyatt, blickt mit hellwachen Augen auf die Journalistenrunde – und auf zahlreiche leere Stühle.

Er ist eine Legende. Der Mann, der das amerikanische Kino wachrüttelte, mit Filmen wie „The Left-Handed Gun“ oder „Bonnie und Clyde“, sitzt im Konferenzsaal des Hyatt, blickt mit hellwachen Augen auf die Journalistenrunde – und auf zahlreiche leere Stühle.

Beschämend. Arthur Penn ist da, gestern Abend wurde er im Kino International mit dem Goldenen Ehrenbären und endlich auch mit Ovationen gefeiert, die Laudatio hielt der Jury-Präsident, sein Weggefährte Paul Schrader. Mittags im Hyatt meint Penn ironisch, dass es auch Zeit wurde. Für einen späteren Bären hätte er im Sarg anreisen müssen. Bei der Berlinale-Eröffnung hatte es im übrigen niemand für nötig gehalten, den berühmtesten internationalen Gala-Gast zu begrüßen. Ist das Gedächtnis des Kinos so kurzlebig, dass das Filmvolk von heute die Regiemeister von gestern nicht mehr zu würdigen weiß?

Der feine Herr ist gleichwohl vollendet höflich. Kaut im Hyatt ein Kaugummi, schnupft in ein Stofftaschentuch und berichtet, wie er in den Fünfzigern beim Fernsehen mit großen, schweren Kameras hantierte und sich später beim Kino für die immer beweglichere Technik begeisterte. Das Fernsehen stahl dem Kino die Zuschauer, also schnappte sich das Kino die besten TV-Regisseure: Penn, Frankenheimer, Lumet und andere. Aber das rebellische New Hollywood entsetzte das alte Hollywood dann doch. Ständig, so erinnert sich der 84-Jährige, musste er sich anhören, dass man so etwas im Kino nicht macht. Zum Beispiel die Gewalt auch wirklich als solche zeigen. Bei „Bonnie und Clyde“ hatte er den Vietnamkrieg im Kopf: Die Bilder seiner vom Kugelhagel durchsiebten Helden brachten ihm erboste Kritiken ein. „Heute haben wir diesen dummen Irakkrieg“, fügt er hinzu. Und dass es schwierig ist, Filme zu drehen, ohne die politischen Realitäten im Kopf zu haben.

„Menschen sind gewalttätig. Es tut mir leid, aber es ist so. Wir zetteln Kriege an, aber erst wenn der Krieg vorüber ist, merken wir, dass er zu nichts nutze war“, sagt Arthur Penn, und es klingt nicht verbittert, sondern kampfeslustig. Die Studios seien längst in den Händen gigantischer Konzerne, die mit Filmen nur noch Geld machen wollen, so viel Geld wie möglich. Aber in der Krise, und wieder begeistert sich Penn für die Technik, wächst das Rettende auch. Dank der Digitaltechnik brauchen junge Filmemacher kein großes Geld mehr. Billige, gute Filme: Penn freut sich auf sie.

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