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Kultur: Der Minister mit dem Zauberstab Zum 70. Geburtstag von Bernd Neumann

Ende November vergangenen Jahres war es wieder so weit: Das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung verkündete die Steigerung des Kulturhaushaltes des Bundes. „Zum siebten Mal in Folge“ stand in der Überschrift zu lesen.

Ende November vergangenen Jahres war es wieder so weit: Das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung verkündete die Steigerung des Kulturhaushaltes des Bundes. „Zum siebten Mal in Folge“ stand in der Überschrift zu lesen. Der Kulturstaatsminister wartete das Lob der Öffentlichkeit gar nicht erst ab – er erklärte gleich selbst, dass „diese Etatsteigerung in Zeiten der Wirtschafts- und Finanzkrise einen großen Erfolg für die Kultur“ darstelle. Wer wollte da widersprechen.

Ein Minister wird daran gemessen, was er für sein Ressort herauszuholen vermag. Zumindest in Krisenzeiten, in denen das Dekorum, etwa das Auftreten eines Ministers zu festlichen Anlässen und Jubiläen, nicht mehr gar so viel zählt gegenüber der Sicherung der materiellen Grundlagen. Das war zu Beginn der Amtszeit Neumanns als Kulturstaatsminister, parallel zum Amtsantritt von Kanzlerin (und Gönnerin) Merkel im Herbst 2005, noch anders. Damals nahmen es die Kulturrepräsentanten dem als zweite Wahl angesehenen Neumann übel, „nur“ ein Politprofi zu sein, ein Pragmatiker des politischen Alltagsgeschäfts. Diese Einstellung hat sich gründlich gewandelt. Zuerst hat die „Filmfamilie“ – als die sie sich selbst gern bezeichnet – begriffen, was sie am Filmfreund Nummer eins dieser Republik hat, der er als Bundestagsabgeordneter seit jeher war, und dankt es ihm jedes Jahr mit Applaus bei der Filmpreisverleihung.

Eine Legislaturperiode durchzuhalten, hatte Neumann beim Amtsantritt als Ziel formuliert. Von kulturpolitischen Visionen war nicht die Rede. Die erste Amtsperiode ist längst herum, die zweite wird Neumann mit größter Wahrscheinlichkeit ebenfalls im Gleichtakt mit der Kanzlerin beenden. Der „BKM“ ist kein bisschen amtsmüde, sondern im Amt aufgeblüht. Seine bremische Vergangenheit als ewiger Herausforderer der regierenden SPD und Hardliner einer bundespolitisch bedeutungslosen Stadtstaats-CDU hat er hinter sich gelassen. Aus Westpreußen gebürtig, fand er nach Krieg und Vertreibung in Bremen seine Heimat, doch erst in der Berliner Bundespolitik die politischen Gestaltungsmöglichkeiten, die ihm an der Weser verwehrt geblieben waren.

Dabei gründet die späte Leichtigkeit des Seins nicht nur in der finanziellen Erfolgsstory, die sich jahrzehntelanger Verankerung im Parlament verdankt. Zu Zeiten der großen Koalition verstand er sich mit dem Finanzminister der anderen Partei ebenso prächtig wie mit dem Vorsitzenden des Haushaltausschusses aus den eigenen Reihen. Seit 2009, da die Bundeskasse fest in CDU-Hand gehütet wird, verhält es sich erst recht so.

Gleichwohl hat sich Neumann in die Problemfälle seines Sachgebiets hineingekniet: ob Provenienzforschung an den Museen, Gedenkstättenkonzept, Ausbalancierung von NS- und SED-Aufarbeitung oder Erinnerung an die Vertreibung der Deutschen nach Kriegsende. Sanierungsmaßnahmen bei der Berliner Staatsoper oder der Stiftung Weimarer Klassik hat er ebenso, freilich mit dem Zauberstab großzügiger Finanzzusagen, in die Wege geleitet. Heute feiert Bernd Neumann seinen 70. Geburtstag. Bernhard Schulz

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