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Kultur: Der neue US-Präsident: Texas Rangers

Schon seit Wochen bereitet der künftige US-Präsident George W. Bush die Bildung seines Kabinetts vor.

Schon seit Wochen bereitet der künftige US-Präsident George W. Bush die Bildung seines Kabinetts vor. Angesichts der knappen Mehrheitsverhältnisse im Kongress hat er außer ehemaligen Beratern seines Vaters George Bush und Loyalisten aus Texas auch einige gemäßigte Demokraten für Regierungsämter im Blick. Das Team, das in Washington die Regierungsübernahme vorbereitet, wird von seinem Studienfreund Clay Johnson geleitet. Die Auswahl seiner engsten Mitarbeiter stimmt Bush mit seinem Vize Dick Cheney ab. Ausgerechnet unter einem konservativen Präsidenten werden voraussichtlich erstmals zwei schwarze Außenpolitiker an Schlüsselstellen gelangen. Der ehemalige Generalstabschef Colin Powell, der während des Golfkriegs im Amt war, hat die besten Chancen auf das Amt des Außenministers. Nationale Sicherheitsberaterin dürfte die Russland-Spezialistin Condoleezza Rice werden, die derzeit an der Stanford-Universität in Kalifornien lehrt und schon für den älteren Bush arbeitete. Favorit für das Verteidigungsministerium ist Ex-Senator Dan Coats aus Indiana.

Einen Stabschef hat Bush bereits ausgewählt: Den Zuschlag für den mächtigen Posten erhielt Andrew Card, ein ehemaliger Verkehrsminister seines Vaters. Zu den engsten Beratern des künftigen Präsidenten dürften auch in Zukunft sein Chefstratege Karl Rove, seine Vertraute Karen Hughes und sein Redenschreiber Michael Gerson zählen. Als Regierungssprecher ist Ari Fleischer im Gespräch. Als Finanzminister favorisiert Bush angeblich den Chef des Investmenthauses PaineWebber, Donald Marron. Genannt wird mitunter auch der ehemalige Verwaltungsratschef der Bank Chase Manhattan, Walter Shipley. Sein Wirtschaftsberater Lawrence Lindsay dürfte einen Spitzenjob im Weißen Haus landen. Als Handelsminister ist sein alter Freund und Kampagnenchef Don Evans im Gespräch.

Ins Justizministerium dürften konservative Juristen aus Washingtoner Denkfabriken und aus dem Team des ehemaligen Sonderermittlers Kenneth Starr einziehen. Als Nachfolger von Justizministerin Janet Reno kommen die republikanischen Gouverneure Marc Racicot aus Montana und Frank Keating aus Oklahoma in Frage. Als Bildungsminister ist der Gouverneur von Wisconsin, Tommy Thompson, im Gespräch. Einige republikanische Bewerber könnten leer ausgehen, wenn Bush beschließt, Demokraten in sein Kabinett aufzunehmen. Zeitungsberichten zufolge könnte er dem demokratischen Gouverneur Jim Hunt aus North Carolina, dem demokratischen Senator John Breaux aus Louisiana oder dem demokratischen Ex-Senator Sam Nunn aus Georgia ein Regierungsamt anbieten.

Nach dem langen Rechtsstreit um den Ausgang der US-Wahlen bleiben dem designierten Präsidenten nur noch fünfeinhalb Wochen, um seine Regierungsmannschaft aufzustellen und den Wechsel in Washington vorzubereiten. Traditionell wird der Präsident am 20. Januar in sein Amt eingeführt. Die endgültige Besetzung der wichtigsten Posten dürfte er in den kommenden Tagen bekannt geben.

Nach acht Jahren demokratischer Präsidentschaft wollen die Republikaner und der George W. Bush wieder an traditionelle Ziele anknüpfen. Dazu zählen niedrige Steuern, weniger Bürokratie und eine starke Armee. Bushs "Regierung für das Volk" will verlorenen "Stolz" auf die Führung wieder herstellen und Vertrauen erneuern. Beispiele aus dem Wahlprogramm und den Vorstellungen Bushs

Verwaltung: Viele jetzt zentral erledigte Aufgaben sollen den einzelnen Bundesstaaten überlassen werden. Washington will dabei die Regionen nicht mit unnötigen Vorschriften belasten.

Wirtschaft und Finanzen: Mit einer großen Steuerreform sollen die Belastungen für alle Bürger reduziert werden. Bush hat ein Volumen von 1,317 Billionen Dollar genannt. Besserverdiener könnten den größten Nutzen haben.

Soziales: Wie die unterlegenen Demokraten wollen die Republikaner gut die Hälfte der erwarteten Haushaltsüberschüsse (fast 4,6 Billiarden Dollar in den nächsten zehn Jahren) in die Sozialversicherung investieren. Die Versicherten sollen einen Teil ihrer Beiträge privat anlegen können.

Bildung: Über zehn Jahre verteilt sollen knapp 50 Milliarden Dollar in das Bildungssystem gesteckt werden, auch Mittel aus den Etatüberschüssen. Dabei wird der Besuch von Privatschulen verstärkt gefördert. Von Kontrollen vor Ort versprechen sich die Republikaner ein höheres Bildungsniveau. In den Schulen soll wieder gebetet werden.

Familie: Zur Stärkung der Familie zählen steuerliche Vorteile für Eltern. Die Zahl der Abtreibungen, ein Verstoß gegen die traditionellen Grundwerte der Republikaner, soll mit finanziellen Hilfen eingedämmt werden.

Außen- und Verteidigungspolitik: Bush will das Engagement der USA bei Friedenseinsätzen (wie etwa auf dem Balkan) reduzieren und sich auf besondere Interessengebiete der Vereinigten Staaten konzentrieren. Als "Partei des Friedens durch Stärke" (Wahlprogramm) wollen die Republikaner die "Erosion" der Streitkräfte aufhalten und ungeachtet russischer Bedenken den Aufbau eines Schutzschildes gegen feindliche Raketen (NMD) betreiben.

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