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Kultur: Der Südstaatler

Zum Tod des Schriftstellers William Styron

Er war, wie sein literarischer Gott William Faulkner, ein Mann des amerikanischen Südens. William Styron, 1925 in Newport News, Virginia, geboren, ließ sich zwar nur ungern als southerner bezeichnen, doch selbst sein bekanntester, in New York angesiedelter Roman „Sophies Entscheidung“ (1979), kontrastiert den Rassenwahn der Nazis, von dem der schriftstellernde Ich-Erzähler durch die Begegnung mit einer polnischen Auschwitz-Überlebenden erfährt, mit der Sklaverei der Südstaaten. Schon „Die Bekenntnisse des Nat Turner“, für die Styron 1967 den Pulitzerpreis erhielt, waren der Versuch, aus der Perspektive eines unterdrückten Schwarzen dieses Thema zu gestalten. Das Gelingen war in beiden Fällen umstritten – auch weil Styrons Sprachmacht dem philosophischen Ehrgeiz seiner Romane nicht immer gewachsen schien. Er verehrte James Joyce und John Dos Passos, liebte lange Sätze und verschachtelte Strukturen, doch erreichte nur selten den nötigen Verdichtungsgrad. Sein bewegendstes Buch ist auch sein schmalstes: Der autobiographische „Sturz in die Finsternis“ (1990) erzählt auf 80 Seiten die Geschichte seiner Depression und gehört zu den Klassikern auf diesem Gebiet. Am 1. November ist Styron im Alter von 81 Jahren auf Martha’s Vineyard gestorben. dotz

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