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Kultur: Der Tod macht Ferien

Zwanzig Jahre dachte Regisseur und Produzent Martin Brest über diesen Film nach.Das macht es jetzt so schwer.

Zwanzig Jahre dachte Regisseur und Produzent Martin Brest über diesen Film nach.Das macht es jetzt so schwer.Was sagt man nun? Es hat nicht gereicht.

1934 entstand "Death takes a holiday", die Filmfassung eines Bühnenstücks.Brest gefiel die Idee.Das ist verzeihlich.Der Tod macht Ferien, ist eine ganz wunderbare Idee.Aber Brest wollte kein bloßes Remake.Er wollte einen zeitgemäßen Tod, den Tod der neunziger Jahre! Im Vordergrund sollte also nicht die dunkle Seite des Themas stehen, sondern, wie es das Presseheft formuliert, "seine lebensbejahenden Aspekte".Über die "lebensbejahenden Aspekte" des Todes wissen wir noch immer viel zu wenig.

Also: Junger Mann und junge Frau sitzen im Café.Erste Blicke, Worte, Gesten, Liebe.Abschied vorm Café.Sie gehen in verschiedene Richtungen auseinander.Er schaut zurück.Sie sieht es nicht.Sie schaut zurück.Er sieht es nicht.Er schaut nochmal zurück und - Lastwagen, tot, aus.Sie sieht es nicht.

Was für ein Anfang! Es hätte so herrlich gemein werden können.Zur selben Zeit will der Tod auch den Medien-Großunternehmer William Parrish (Anthony Hopkins) besuchen.Aber was soll er anziehen zu einem solchen Antritts- als Abtrittsbesuch? Er entscheidet sich für den Körper des jungen Mannes unterm Lastwagen.Er entscheidet sich für Brad Pitt und heißt im bürgerlichen Leben fortan Joe Black."Und dann", sagt das Presseheft sehr richtig, "geschieht das Undenkbare: Joe verliebt sich in Susan, die schöne Tochter von Parrish, und erfährt die Liebe in allen ihren wunderbaren und schmerzlichen Facetten."

Erinnert sich noch jemand an "Nightmare before Christmas", den Halloween-Kürbis-Mann, der die Menschen nicht erschrecken, sondern glücklich machen wollte? Und jetzt ist der Tod verliebt - irgendwas zwischen Groteske und schwarzem Märchen hätte es werden können.Aber Martin Brest meint es bitter ernst wie alle Menschen, die zwanzig Jahre über einen Film nachdenken."Wir kämpften darum, Joe Black Ausdruck zu verleihen", erklärt er.Diesen Kampf hat er verloren.Eine Groteske ist trotzdem entstanden.Unfreiwillig.

Tragen wir daher einen Film zu Grabe.Der teure Tote (viele Millionen!) war wie die meisten Menschen langweilig, sehr sentimental und neigte zur Völlerei.Er hat andere mißbraucht, auch Anthony Hopkins.Er machte ein oder zwei erträgliche Witze wie wir alle.Sein Leben währte viel zu lang (volle drei Stunden).Wir haben ihn schon vergessen. kd

Auf 26 Leinwänden; Cinemaxx Potsdamer Platz (OV und OmU), Kurbel (OV)

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