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Kultur: Der Vater des Paten

Er hat ein wesentlich umfangreicheres Werk hinterlassen als die "Vom Winde verweht"-Autorin Margaret Mitchell, doch wie sie ist Mario Puzo, der am Freitag in Bay Shore im US-Staat New York im Alter von 78 Jahren an Herzversagen gestorbene Autor, Zeit seines Lebens mit einem Roman identifiziert worden. Genauer gesagt, mit der Verfilmung eines seiner Romane.

Er hat ein wesentlich umfangreicheres Werk hinterlassen als die "Vom Winde verweht"-Autorin Margaret Mitchell, doch wie sie ist Mario Puzo, der am Freitag in Bay Shore im US-Staat New York im Alter von 78 Jahren an Herzversagen gestorbene Autor, Zeit seines Lebens mit einem Roman identifiziert worden. Genauer gesagt, mit der Verfilmung eines seiner Romane. Wer den Titel "Der Pate" hört, denkt dabei nicht nur sofort an Puzo, sondern auch an Marlon Brando und Francis Ford Coppola. Das 1969 erschienene Buch war ein Bestseller, der erste in der Laufbahn seines 48jährigen Autors. Die Paramount erwarb umgehend die Verfilmungsrechte, prominente Schauspieler wie Laurence Olivier zeigten Interesse an der Rolle des Familienoberhauptes Don Corleone, die dann an Marlon Brando ging. Alle Beteiligten rechneten mit einem gewöhnlichen Erfolg, doch als Coppolas Adaption 1972 in die Kinos kam, erwies sich sein Werk als Mega-Hit. Selbst die Kritiker waren überwältigt, und Puzo erhielt einen Oscar für seine Beteiligung am Drehbuch.

Daß mittlerweile über 21 Millionen Kopien von dem Buch verkauft worden sind, dürfte auf den Film zurückgehen. Puzo machte sich keine Illusionen über die literarischen Qualitäten des Romans. "Ich wünschte, ich hätte ihn besser geschrieben", räumte er später ein. Seit seinem Debüt im Jahr 1955 ("Die dunkle Arena") hatte er gute Kritiken bekommen, allerdings kaum Geld mit seiner Tätigkeit als Schriftsteller verdient. Um seine Familie zu ernähren, verfaßte er Kurzgeschichten für Männermagazine wie "Male" und "Men". Den "Paten" schrieb er nur, um Schulden loszuwerden.

Schulden hatte er seitdem nie wieder. Dafür geriet er künstlerisch in eine Sackgasse. Man erwartete weitere Mafia-Romane von ihm, und er lieferte sie. Sein letztes Buch, das im nächsten Sommer bei Random House erscheinen soll, heißt "Omerta". "Omerta" ist in Mafiakreisen ein Codewort für "Schweigepflicht".

Bei einem Autor, der in New York als Sohn italienischer Einwanderer aufgewachsen ist, sollte man autobiographische Elemente im "Paten" vermuten. Doch Puzo ist weder selbst kriminell gewesen noch verfügte er über Mafia-Kontakte. Letztere waren vermutet worden, da er mit einer ungewöhnlichen Detailversessenheit den Alltag der Familie Corleone geschildert hatte. Das Wissen über die Mafia war angelesen.

Autobiographische Elemente gab es dennoch in dem Buch. Das Clan-Oberhaupt Don Corleone trug Züge von Puzos Mutter, die, vom Ehemann verlassen, allein ihre sieben Kinder durchbrachte. Der Autor selbst hinterläßt fünf Kinder und neun Enkelkinder. Die Liebe zur Familie war der Schlüssel zu seinem Erfolg. So wurde die Familie Corleone zum Bestandteil der populären Mythologie.

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