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Kultur: Der Virtuose: Ulrich Eckhardt zum 70.

Mit seinem Abschied Ende 2000 endete eine Ära. Nie mehr werden die Berliner Festspiele sein, was sie während Ulrich Eckhardts über 27jähriger Intendanz waren: das Schaufenster Berlins nach draußen und der Welt in (West-)Berlin.

Mit seinem Abschied Ende 2000 endete eine Ära. Nie mehr werden die Berliner Festspiele sein, was sie während Ulrich Eckhardts über 27jähriger Intendanz waren: das Schaufenster Berlins nach draußen und der Welt in (West-)Berlin. Denn die bemerkenswerten Finanzmittel der Festspiele waren der deutschen Teilung geschuldet. Eckhardt, 1934 im westfälischen Rheine geboren, war 1969 als Volljurist mit Musik und Kunstgeschichte im Nebenfach der rechte Kandidat als Bonner Kulturdezernent – und drei Jahre darauf als Intendant der Berliner Festspiele. Mal um Mal wurde seine fünfjährige Amtszeit verlängert. Dabei wusste er seine Beziehungen zur Politik virtuos auszuspielen – zumal wenn es um die Finanzen ging. So konnte er – je länger im Amt, desto opulenter – gewaltige Veranstaltungsprogramme bei den Festwochen arrangieren, zentriert um Ausstellungen von „Preußen“ 1981 über „Berlin, Berlin“ zum Stadtjubiläum 1987 bis zu den „Jüdischen Lebenswelten“ 1992. In seinem Amtsverständnis preußisch korrekt bis zur Knauserigkeit, war ihm für seine Programme nichts zu teuer, bis er in seinem Abschiedsjahr mit den 31 Millionen Mark teuren „Sieben Hügeln“ erstmals an seine Grenzen stieß. Da hatte sich der Wind in der Stadt gedreht.

Eckhardt war stets bereit, die deutsche Teilung als historische Schuld moralisch zu veredeln. Aus dem Impuls des Mahners zog er Kraft und baute Brücken in die DDR; bereit, der Abgrenzungs-Neurose der SED Tribut zu zollen, aber so auch Kunst und Künstler aus Ost und West zusammenzubringen. Die späten Jahre der deutsch-deutschen Koexistenz waren seine und der Festspiele Glanzzeiten. Nichts ging in West-Berlin ohne den omnipräsenten, dabei persönlich völlig uneitel auftretenden und ganz seiner Sache verpflichteten Festspiele-Chef. Die Stadt wurde zur Experimentierbühne und Eckhardt ihr Dirigent.

Apropos Dirigent: Noch bei Karajan hatte er sich darin geübt, so durfte er denn auch 1989/90 als Interims-Intendant bei den Philharmonikern ins Geschirr. Er hat diese Aufgabe mit derselben Bravour gemeistert wie sein Festspielamt, wo er sich stets auf eine eingespielte Mannschaft verlassen konnte. Heute feiert Ulrich Eckhardt seinen 70. Geburtstag. BS

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