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Kultur: Der Wolf im Daimler - ein Film von Jos de Putter

Grosny ist nur noch toter Stein, eine Gespensterstadt. Die Russen haben, sagen sie, kein Geld für den Wiederaufbau.

Grosny ist nur noch toter Stein, eine Gespensterstadt. Die Russen haben, sagen sie, kein Geld für den Wiederaufbau. Und da steht auch schon ein Mann mit Plänen für eine neue, nach religiösen Prinzipien errrichtete Hauptstadt: Is-Lam, Neun Berge, heißt sein Grundprinzip, der neunzackige Stern ist dafür Symbol. Im Gegensatz zu den Russen hat der Mann Geld. Er ist Chosh-Achmed Nuchajew, der Mitte der Siebziger in Moskau die militante tschetschenische Unabhängigkeitsbewegung ins Leben rief. Jetzt gilt der Mann mit dem Spitznamen "Wolf" als Kopf der Tschetschenen-Mafia. Der Wolf lässt sich im schwerbewachten Daimler-Konvoi durch sein Land kutschieren und gibt sich als fürsorglicher Stammesfürst.

Bis der Krieg sie in unser politisches Bewusstsein drängten, waren Tschetschenen für viele Männer mit komischen Hüten. Nachdem wir "The Making of the New Empire" gesehen haben, wissen wir, dass manche auch den eleganten Paten spielen. Viel mehr haben wir nicht erfahren. Wie die Auto-Konvois durch die Landschaft gleitet der Film des niederländischen Regisseurs Jos de Putter am Objekt seines Interesses vorbei. Es fehlt Substanz. Und an Distanz. Allzusehr sieht man diesem Film die beengenden Bedingungen an, unter denen er entstanden ist. Selbstverständlich läßt sich so ein Film nicht realisieren, ohne sich unter den Schutz seines Protagonisten zu stellen. Darauf kann man sich einlassen. Doch dann muss man dafür sorgen, dass das Material bearbeitet wird. Und nicht nur Nuchajew als Sprachrohr dient. Sonst hat man am Ende einen Propagandafilm geliefert.Heute 17 Uhr (CineStar 8), morgen 12 Uhr (Arsenal) 14.2., 19 Uhr (Babylon)

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