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Magie der Worte. Kinder sind vom Wunderkasten fasziniert.

© Zeichnung: Peter Knorr

"Der Wunderkasten" von Rafik Schami: Von der Macht der Literatur

Rafik Schamis Bilderbuch "Der Wunderkasten" entführt seine Leser in die phantastische Welt des Orients.

Waren das noch Zeiten, als nicht jede Familie ein flimmerndes Tor zur Welt besaß – wie einst in Damaskus, wo der Geschichtenerzähler von Viertel zu Viertel zog, um seinen Wunderkasten aufzustellen und Märchen zu erzählen. In diesen Kasten schauten die Kinder hinein und betrachteten die Bilder, während der alte Mann seine Geschichten immer wieder aufs Neue vortrug. Jedes Kind zahlte einen Piaster – und wer dem Mann ein Wasser brachte, zahlte nichts.

Rafik Schami erzählte die Geschichte über die alte syrische Erzähltradition bereits 1990 in „Der Wunderkasten“; nun ist sie in aufwendig gestalteter Neuauflage als Bilderbuch erschienen. Peter Knorr fügt der Erzählung vom tapferen Hirten Sami, der unsterblich in die hübsche Leila verliebt ist, traumhaft schöne Illustrationen hinzu. Dabei variiert er seinen Stil – denn die moderne Rahmenhandlung ist realistisch gezeichnet, die eigentliche Geschichte folgt dem Stil der arabischen Buchmalerei.

Doch damit nicht genug. Die Bilder des alten Mannes verblassen, er ersetzt sie durch Film- und Reklamebilder, modernisiert die Geschichte, bis die Zeichnungen am Ende völlig fehlen. Doch die Kinder sind begeistert: Die Erzählung hat ihnen die Bilder in die Köpfe gemalt. Ein wunderbares Buch mit einer Referenz an das alte, unzerstörte Syrien.

Rafik Schami: Der Wunderkasten. Illustrationen Peter Knorr. Edition Bracklo, Gräfelfing 2017. 52 Seiten. 29,80 Euro. Ab sechs Jahren

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