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Kultur: Der Zerrissene

Preis der Académie de Berlin für Tomi Ungerer

Er hatte den Termin extra auf dieses Datum gelegt. Tomi Ungerer, der an diesem Freitag 77 Jahre alt wurde, mag nämlich keine Geburtstage. Dann aber brachte ihm eine Hip-Hop-Gruppe aus Hamburg doch noch ein Ständchen dar. Zuvor hatte der aus Strassburg stammende Zeichner, Illustrator und Autor den mit 20 000 Euro dotierten Preis der Académie de Berlin erhalten. Diese glaubte, dass der ungewöhnliche musikalische Rahmen Tomi Ungerer gerecht werde, sei er doch „ein Künstler für alle“, so Akademiemitglied Ulrich Wickert.

Die 2006 gegründete Académie de Berlin, zu der unter anderem auch Alice Schwarzer oder Peter Scholl-Latour gehören, hat es sich zum Ziel gesetzt, den „geistigen Austausch und Dialog zwischen Deutschland und Frankreich in Sprache und Kultur zu fördern“. Tomi Ungerer ist der erste Preisträger. Er sei ein „unverzichtbarer Brückenbauer zwischen Deutschland und Frankreich“, ein „Weltgenie des Kinderbuchs“, begründete Prof. Werner Spies, ehemaliger Direktor des Centre Pompidou in Paris, die Entscheidung in seiner Laudatio.

Ungerer verkörpert die spannungsreiche Beziehung zwischen Deutschland und Frankreich in besonderer Weise. Der mittlerweile in Irland lebende Künstler ist im Elsass aufgewachsen, das jahrhundertelang umkämpftes Gebiet zwischen beiden Ländern war. Er sei ein „Zerrissener“, so Spies. Der Preisträger wünschte sich, dass beide Nationen zur besseren Verständigung die jeweils andere Sprache lernen. ser

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