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Elyas M'Barek (M.) und Christoph Maria Herbst (l.) bringen die Klamotten zurück, die ihre Frauen online geshoppt haben.

© Constantin

Deutsche Filmkomödie mit Elyas M'Barek: Den Mann rauslassen

Komödie für leidende Machos: In „Männerhort“ mit Elyas M'Barek, Detlev Buck und Christoph Maria Herbst genießen drei Männer die Freiheit, endlich wieder echte Kerle sein zu dürfen.

Im 21. Jahrhundert sieht die klassische Rollenfixierung so aus: Frauen kaufen im Internet ein, und Männer bringen die Retourpakete zur Post. Dort stehen sie dann in der Schlange und fragen sich, wie es mit dem Patriarchat so weit kommen konnte. „Wir werden Stück für Stück enteiert“, ist sich Lars (Christoph Maria Herbst) sicher. „Das folgt alles irgendeinem großen geheimen Plan.“ Doch Lars hat Glück, vor dem Postschalter begegnet er nicht nur Eroll (Elyas M’Barek), der sein Schicksal teilt, sondern auch Helmut (Regisseur und Schauspieler Detlev Buck), der einen Ausweg weiß: Im Heizungskeller einer Neubausiedlung hat er einen Ort gefunden, an dem die bedrohte Männlichkeit Zuflucht findet. Mit Beamer, Pin-up-Postern und Hanfplantage lassen es sich die drei bei Fastfood und Fußball gut gehen – und genießen die Freiheit, endlich wieder echte Männer sein zu dürfen.

Draußen allerdings werden sie durch allerlei Lebensumstände daran gehindert, ihrer wahren Natur zu folgen. Software-Entwickler Eroll etwa ist genervt von den Verführungsversuchen seiner Freundin Connie (Cosma Shiva Hagen). Frauen erwarten, dass Männer jederzeit Lust haben, stöhnt er im Männerhort: „Das ist ja geradezu unser Markenkern.“ Gegen derartige sexuelle Überforderung wiederum hat der vor Testosteron strotzende Dixi-Klo-Unternehmer Lars nichts einzuwenden; stattdessen stresst ihn seine schwangere Frau Anne (Lisa Maria Potthoff) mit ihrem Gerede über Kindernamen und Babykleidung. Und Pilot Helmut? Der ist abseits des Refugiums Männerhort glücklich verheiratet – mit einem Mann. Doch die Idylle ist bedroht: der Facility Manager Aykut (Serkan Çetinkaya) entdeckt das Versteck, lässt sich aber nicht auf die Seite der drei Freunde ziehen. In türkischen Familien, sagt er, hätten Frauen keine Ansprüche zu stellen. „Einmal im Jahr ein neues Kopftuch und Feierabend.“

Als Theaterstück ist "Männerhort" ein Hit, mit über 200 Aufführungen am Kurfürstendamm

Dass „Männerhort“ auf einem Theaterstück beruht, ist der Verfilmung von Franziska Meyer Price nicht anzumerken. Im Gegenteil: Beim Bestreben, die kammerspielhafte Konzentration aufzulockern, schießt die Inszenierung weit übers Ziel hinaus und müht sich atemlos, die vielen Schauplätze und Figuren im Blick zu behalten. Noch weniger lässt sich erahnen, dass das Drehbuch auf einem Text beruht, der jahrelang erfolgreich aufgeführt wurde – über 200 Mal allein an der Komödie am Kurfürstendamm. Nichts wirkt hier rund und ausgereift, kaum eine Pointe zündet, die Charaktere bleiben blass – hübsch allenfalls der Drehort, ein Neubauviertel mit der Skyline von Frankfurt/Main am Horizont.

Bleibt ein Verdacht: Wenn für solch eine Komödie dermaßen läppische Konflikte herbeikonstruiert werden müssen, dann ist es um die Harmonie zwischen den Geschlechtern vielleicht gar nicht so schlecht bestellt.

In 19 Berliner Kinos

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