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Vrtritt Deutschland in Cannes 2016. Filmregisseurin Maren Ade.

© Mike Wolff

Deutscher Film im Cannes-Wettbewerb: Die Berlinerin Maren Ade bricht den Bann

Das Filmfestival von Cannes lädt "Toni Erdmann" von Maren Ade in den Wettbewerb ein. Damit ist Deutschland dort zum ersten Mal seit 2008 vertreten - und erstmals mit einer Regisseurin.

Überraschung! Tusch! Blumen! Zum ersten Mal seit 2008, als Wim Wenders dort „Palermo Shooting“ präsentierte, startet wieder ein deutscher Film im Wettbewerb von Cannes. Und mit der 39-jährigen Maren Ade erobert zudem die erste deutsche Regisseurin überhaupt diesen edelsten Club des Weltkinos: Teutonisch bodenständig „Toni Erdmann“ heißt ihre Groteske um einen schrulligen Musiklehrer (Peter Simonischek), der offenbar mit reichlich Fremdschämpotenzial in das geordnet karrierebewusste Leben seiner Tochter (Sandra Hüller) einbricht. Doch „je härter die beiden aneinandergeraten, desto näher kommen sie sich“, weiß die Filmstiftung Nordrhein-Westfalen, die das von Ades Berliner Firma Komplizen Film produzierte Werk mitgefördert hat. „Toni Erdmann“ ist Ades dritter Film nach „Der Wald vor lauter Bäumen“ (2003) und „Alle Anderen“, womit sie 2009 den Großen Preis der Jury bei der Berlinale gewann.

20 Filme im Wettbewerb

Insgesamt laufen 20 Spielfilme im Cannes-Wettbewerb, wie am Donnerstag bekannt gegeben wurde. Frankreich ist, wenn man Paul Verhoevens französischsprachige Premiere „Elle“ mit Isabelle Huppert mitzählt, wie letztes Jahr mit stattlichen fünf Filmen vertreten. Olivier Assayas präsentiert das Fantasydrama „Personal Shopper“ (mit Kristen Stewart), Bruno Dumont zeigt den Thriller „Ma loute“ (mit Juliette Binoche und Fabrice Luchini), außerdem sind die Regisseurin Nicole Garcia („Mal de pierres“) sowie Alain Guiraudie („Rester vertical“) dabei. Aus den USA kommen Jim Jarmusch – Adam Driver spielt in „Paterson“ einen dichtenden Busfahrer – und Sean Penn („The Last Face“, mit Javier Bardem und Adèle Exarchopoulos), und Jeff Nichols hat nach seinem jüngsten Berlinale-Gastspiel („Midnight Special“) mit „Loving“ schon den nächsten Titel in petto, die Geschichte einer schwarz-weißen Liebe im Virginia der 50er Jahre.

Viele superprominente Namen

Großbritannien schickt den knapp 80-jährigen Cannes-Veteran Ken Loach („I, Daniel Blake“) ins Rennen, und Andrea Arnold erzählt in „American Honey“ mit Sasha Lane und Shia LaBeouf die Geschichte eines wilden Teenie-Mädchens. Ebenfalls doppelt ist das neue rumänische Kino vertreten, mit den Protagonisten Cristian Mungiu („Bacalaureat“) und Cristi Puiu („Sieranevada“). Außerdem prominent dabei: der Däne Nicolas Winding Refn mit dem in Los Angeles spielenden „Neon Demon“ (mit Elle Fanning und Keanu Reeves), die belgischen Brüder Dardenne („La fille inconnue“), der junge Frankokanadier Xavier Dolan („Juste la fin du monde“), Pedro Almodóvar mit „Julieta“ und der Brasilianer Kleber Filho Mendonça („Aquarius“).

Zwei große Namen aus Fernost komplettieren die Liste: Brillante Mendoza von den Philippinen („Ma’ Rosa“) und Park Chan-wook: In „Agassi“ geht es allerdings nicht um die gleichnamige Tennis-Legende, sondern um eine lesbische Liebe im Korea der 30er Jahre. Eröffnet wird das Festival am 11. Mai mit Woody Allens „Café Society“ entsprechend dem Markenzeichen seines Regisseurs: außer Konkurrenz.

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