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Herbert Blomstedt

© Martin U. K. Lengemann

Deutsches Symphonie-Orchester: Beglückend

Herbert Blomstedt dirigiert beim beim DSO eine atemberaubend spannende 6. Sinfonie von Anton Bruckner, Richard Good interpretiert meisterlich Mozarts Klavierkonzert Nr. 25

Der US-Pianist Richard Goode ist in Europa nicht übermäßig bekannt, in seiner Heimat gilt er dagegen als einer der wichtigsten Musiker. In der Philharmonie spielt er mit dem Deutschen Symphonie-Orchester und unter der Leitung von Herbert Blomstedt Mozarts 25. Klavierkonzert in C- Dur. Im Verhältnis zum kompakteren Klang von Kollegen wie Emanuel Ax oder Murray Perahia wirkt Goodes Anschlag fragil, zu Beginn fürchtet man etwas, er könne sich vielleicht nicht jederzeit gegen das relativ stark besetzte Orchester durchsetzen. Doch dieser Eindruck verflüchtigt sich schnell, der Pianist besticht mit nuancenreicher Phrasierung und aufmerksamem Zusammenspiel. Goode beherrscht jenen innigen, irgendwie „richtigen“ Mozartton, den man vermutlich nicht lernen kann.

Nicht nur in der eindrucksvollen Gruppe der über 80-jährigen Dirigenten hat sich Herbert Blomstedt (Jahrgang 1927) den Ruf eines der großartigsten Bruckner-Interpreten erworben. Mit ihm arbeitet das DSO zur Zeit an einem Zyklus mit den Sinfonien des österreichischen Komponisten. Blomstedt ist kein Anhänger der getragenen Tempi Celibidaches. Die oft unterschätzte 6. Sinfonie entwickelt atemberaubende Spannung, unwiderstehlich gelingt die Stelle in der Mitte des ersten Satzes, wenn die Blechbläser das Hauptthema über dem punktierten Rhythmus des Streicherkollektivs intonieren. Das Adagio, einer der anrührendsten Sätze Bruckners, erklingt ohne falsches Pathos, meisterhaft koordiniert Blomstedt das in motivische Fragmente zerfallende Trio des Scherzos.

In der aktuellen Verfassung muss das Deutsche Symphonie-Orchester keine Konkurrenz fürchten: Beglückend, wie die Holbläser- Solistinnen im langsamen Satz die Seufzermotive einander weiterreichen, der erste Hornist glänzt mit nobler Zurückhaltung. Allein die virtuose Gruppe der ersten Geiger klingt in diesem Konzert manchmal etwas scharf. Wie vertraut Orchester und Dirigent inzwischen miteinander arbeiten, erkennt man nicht zuletzt an dem Lächeln, das dem Maestro immer wieder aus der Cellogruppe zugeworfen wird.

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