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Ein polyglotter Skandinavier. Dirigent Sakari Oramo.

© Harrison Parrott/Promo

Deutsches Symphonie-Orchester: Verhör und Verzweiflung

Finnlands reiche Musikszene zu Gast in Berliner Philharmonie: Sakari Oramo dirigiert das Deutsche Symphonie-Orchester.

Es ist ein Zeichen nationaler Identität, dass Musiker aus der finnischen Dirigentenschmiede gern ein Stück aus der Heimat mitbringen. Bei Segerstam, Sarastre, Salonen wird man mehr als nur den Komponisten Sibelius finden, Santtu-Matias Rouvali machte kürzlich bei den Philharmonikern auf Uumo Klami aufmerksam.

Sakari Oramo, Chefdirigent des BBC Symphony und des Royal Stockholm Orchesters , kommt wiederum als Gast zum Deutschen Symphonie-Orchester. Er bringt ein Programm in die Philharmonie, das von tragischen Schicksalen spricht. „Accused“ (2014) ist ein konzertantes Drama für Sopran und Orchester von Magnus Lindberg, das drei Verhörprotokolle belauscht. Sie stammen aus der Ära der französischen Revolution, der DDR um 1970 und den USA um 2013.

Das ist Wort für Wort harter Stoff. Ob es um Stasi-Protokolle oder den Manning-Prozess geht, die Solistin singt die Fragen wie die Antworten. Jedoch werden sie künstlerisch so sublimiert, dass man sich am Klang des Instrumentariums mit Celesta und Glocken wie der Virtuosität der Sängerin delektiert.

Komsis Gesang grenzt an Zauberei

Oramo hat dafür seine Frau Anu Komsi dabei, die in ihrem Sopranistinnenleben eine nächtliche Königin ist. Ihr gehört der Respekt des Orchesters wie des Publikums. Ihr Gesang grenzt an Zauberei, weil er in vielen Farben, in höchsten Höhen ausdrucksmächtig ist. Zuvor dirigiert Oramo „Beethovens Heiligenstädter Testament“ (2008) von Rodion Shchedrin. Schmerzen des ertaubenden Komponisten.

Wenn auch die Hörner ihre Bestform noch nicht erreichen, verkündet sich streng das Fatum in der Vierten von Tschaikowsky. Unter der animierenden Gestik Oramos nimmt die Interpretation zündende Gestalt an. Zart modelliert er das liebliche Thema im düsteren ersten Satz. Das solistische Holzbäserensemble des DSO schmeichelt wie das Pizzikato- Scherzo mit Nuancierung. Oramo und Anu Komsi aber vertreten die reiche Musikszene Finnlands.

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