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Alison Balsom

© Maker

Deutsches Symphonie-Orchester: Von Helden und Heldinnen

Die Britin Alison Balsom begeistert beim DSO mit Haydns Trompetenkonzert. Es dirigiert ihr Landsmann Trevor Pinnock.

Zwei Frauen sind im ersten Vierteljahr 2016 in die Philharmonie gekommen, um als Meisterinnen eines Instruments zu glänzen, das bislang fast ausschließlich als Männersache galt. Ob Louis Armstrong oder Ludwig Güttler, die Berühmtesten unter Legionen von Virtuosen: Die Trompete beherrscht der Mann.

In diese Domäne brechen nun zwei Trompeterinnen ein, die erste, jüngere, wie ein Wunder, die zweite als Bestätigung weiblicher Kunst auf dem Instrument. War unter Vasily Petrenko zu entdecken, in welcher anmutigen Sanglichkeit die Norwegerin Tine Thing Helseth mit den Musikern des RSB in Johann Nepomuk Hummels Konzert dialogisierte, so triumphiert nun beim Deutschen Symphonie-Orchester Alison Balsom aus England mit dem Klassiker von Haydn. Balsom ist Schülerin Hakan Hardenbergers, den die Komische Oper in der vorigen Saison zu Gast hatte. Das Ganze erscheint wie ein Stückchen Himmel voller Trompeten.

Die Engländerin, 37-jährig, favorisiert den kräftigeren Ton, spielt gleichsam ohne Netz, dabei im Andante auch sehr innerlich. Sie genießt die instrumentaltechnisch erworbene neue Chromatik des Werkes und die Brillanz, mit der sie die Fans erobert.

Am Pult des DSO steht Trevor Pinnock, Protagonist historischen Musizierens. Drei Sätze aus dem (verschollenen) Ballett „Die Geschöpfe des Prometheus“ hat der Maestro ausgewählt, um aus dem noch Spielerischen der Musik Beethovens die prometheische, kämpferische Haltung seiner Zukunft zu entwickeln. Das radikale Gedicht von Goethe kann dem Komponisten kaum fremd gewesen sein. Herrisch in seiner Kantabilität klingt das Eroica-Thema im Ballettfinale. Ein Bild der Antike taucht auf, wenn sich im Adagio Nr. 5 Harfe und Flöte begegnen, wenn das Fagott (Karoline Zurl) singt und das Solocello (Mischa Meyer) kadenziert, beides Plädoyers für das Orchester wie auch die akkurat eilenden Streichergruppen in der Ouvertüre.

Schuberts Große Symphonie C–Dur entfaltet Pinnock, ein zierlicher Dirigent von energischer Ausstrahlung, mit viel Brio bei melodischem Deklamieren. Gewaltig wirkt im Andante die Generalpause vor der Wiederkehr des ersten Themas, während die milde Melodie der zweiten Geigen verblasst. Im Ganzen ist es eine kantige Interpretation, die etwas von der klassischen, heldischen Anspannung Beethovens hat.

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