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Nach langem Hin und Her feiert "Smolensk" im Babylon Kino in Mitte Deutschland-Premiere.

© Doris Spiekermann-Klaas

Deutschland-Premiere von "Smolensk": Diplomatie auf polnisch

Jetzt also doch: Der polnische Propagandafilm "Smolensk" feiert Deutschland-Premiere in Berlin, veranstaltet ausgerechnet vom Club der Polnischen Versager. Eine Glosse.

Von Andreas Busche

Das deutsch-polnische Kulturjahr beginnt in Berlin versöhnlich. Die Posse um den dubiosen Verschwörungsthriller „Smolensk“ hat doch noch ein gutes Ende gefunden. Die Schlusspointe gibt es gratis obendrauf. Nachdem die Premiere im Delphi-Kino Ende Oktober aus „Sicherheitsgründen“ kurzfristig abgesagt wurde, hat sich nun eine andere deutsch-polnische Kulturinstitution berufen gefühlt, die entstandene Vakanz zu füllen.

Der Club der Polnischen Versager veranstaltet an diesem Freitag im Kino Babylon Mitte die Deutschland-Premiere des viel geschmähten Propagandawerks über die Hintergründe des Flugzeugabsturzes, bei dem auch der damalige Präsident Lech Kaczynski ums Leben kam. Eine wahrlich salomonische Lösung.

Die Landsleute können sich einen ironischen Seitenhieb nicht verkneifen: „Der Club der Polnischen Versager in Berlin entschied sich, das Unmögliche zu schaffen, zumindest aus der Sicht des polnischen Botschafters in Berlin.“ Die Spitze spielt auf die diplomatischen Verstimmungen zwischen Berlin und Warschau an, die mit der skandalösen Abberufung von Katarzyna Wielga-Skolimowska, der Leiterin des Polnischen Instituts, eine neue Qualität bekommen haben.

In Polen floppte der Film grandios

Nun muss man den „Smolensk“-Zwischenfall auch nicht gleich zur Politkrise hochjazzen. Am Ende dreht sich der Streit um nicht mehr und nicht weniger als ein filmisches Machwerk, dem selbst die Kinoexperten der „Tagesschau“ attestierten, ein heißer Kandidat auf den Titel „Schlechtester Film des Jahres“ zu sein.

Man kann sich allerdings auch mal locker machen. Die Versuche der rechtsnationalen PiS-Regierung, den Polit-Trash zum identitätsstiftenden Nationalepos zu stilisieren, sind schon jenseits von Oder und Neisse gescheitert. In Polen, immerhin eine stolze Kino-Nation, die Persönlichkeiten wie Andrzej Wajda, Krzysztof Kiedlowski und Roman Polanski hervorgebracht hat, floppte der Film grandios. Das polnische Kinopublikum lässt sich auch nicht jeden Quatsch als große Kunst verkaufen.

Umso peinlicher für die polnische Kulturpolitik, dass nun ausgerechnet ein Verein exilierter polnischer Intellektueller und Dadaisten einspringen muss, um „Smolensk“ in Berlin vorzuführen. Wir freuen uns auf die anschließende Diskussion mit ausgewiesenen Experten. Von Luft- und Raumfahrt verstehen sie freilich ebenso wenig wie der Regisseur Antoni Krauze. Spezialisten und Versager sind eben auch nur Fachidioten.

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