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Kultur: Diana Krall

Diese Woche auf Platz 18 mit: „The Girl In The Other Room“

Seit langem schon wird die erfolgreiche Seite des Jazz fast ausschließlich von jungen, schönen Frauen verkörpert. Frauen, die singen. Natürlich gibt es hinlänglich Spekulationen darüber, warum das so ist: Jazz als Genre sei ausbuchstabiert, das Publikum tendenziell mittelalt und männlich – und empfänglich für entsprechende Schüsselreize. Und es gibt die pauschale Annahme: Die Alten kaufen, die Jungen brennen. Aber das allein kann nicht der Grund dafür sein, dass zum Beispiel Norah Jones seit fast vier Monaten in den Top 10 steht. Und es gibt nicht nur sie: Das Jazz-Regal im Plattenladen platzt vor neuen Namen. Weiblichen Namen. Es sind vor allem Sängerinnen, die sich wenig um die reine Lehre scheren – und fröhlich kreuzen zwischen Swing, Blues, Soul, Country und Singer-Songwriter-Sound.

Das tut nun auch Diana Krall. Sie hat den Hype um ihre Person schon hinter sich. Auch sie war vor über zehn Jahren das strahlende junge Talent, bekam Grammys und dutzendweise Goldene Schallplatten. Die mittlerweile 40-jährige Kanadierin ist nicht nur oben geblieben, sie hat sich erstaunlich weiterentwickelt. Krall hat sich mit ihrem Ehemann hingesetzt und eigene Songs geschrieben. Ihr Gatte heißt Elvis Costello und ist einer der bekanntesten unbekannten Songwriter. Aber auch Tom Waits und Joni Mitchell kommen auf den Tisch. Diese Mischung funktioniert musikalisch und auch kommerziell.

„The Girl In The Other Room“ behauptet sich nicht in irgendwelchen Nischen- oder Jazz-Charts, sondern in den regulären Album-Charts. In den USA, dem wesentlich größeren Markt, stieg es sogar auf Platz 4 ein. Vielleicht liegt der Grund für den Erfolg der singenden Ladies weniger in Äußerlichkeiten als in einer fundamentalen Einsicht: Jazz war schon immer – Pop-Musik.

Ralph Geisenhanslüke

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