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Schwarze Heldin in weißer Welt: Dido Elisabeth Belle (Gugu Mbatha-Raw) besitzt nicht die übliche aristokratische Blässe.

© dpa

„Dido Elizabeth Belle“ von Amma Asante: Im weißen Niemandsland

In Amma Asantes neuem Kostümdrama "Dido Elizabeth Belle" erinnert alles an eine Jane-Austen-Verfilmung. Bis auf ein Detail: die Haut der jungen Titelheldin. Sie ist schwarz.

Alles hier sieht nach einer Jane-Austen-Verfilmung aus. Das Herrenhaus bei London. Die gediegene Konversation. Die eng geschnürten Kleider, jeder Atemzug darin eine Heldentat. Die Sommerfeste mit heiratswilligen Debütantinnen. Der Konflikt zwischen materiellem Pragmatismus und romantischen Sehnsüchten: Partnerwahl ist Seelenqual.

Nur ein Detail ist anders: die Haut der jungen Frau, deren Herzensangelegenheiten hier verhandelt werden. Dido Elisabeth Belle (Gugu Mbatha-Raw) besitzt nicht die übliche aristokratische Blässe, und ihre afrikanische Herkunft lässt sie in der englischen Oberschicht des Jahres 1779 wie eine Außerirdische erscheinen. Als uneheliches Kind eines britischen Admirals und einer Sklavin wurde sie nach dem Tod des Vaters von dessen Onkel William Murray (Tom Wilkinson), Earl of Mansfield, adoptiert und wuchs an der Seite ihrer Kusine Elizabeth (Sarah Gadon) mit allen adligen Bildungsprivilegien auf.

Dennoch sitzt bei einem offiziellen Dinner nicht mit ihrer Familie am Tisch; ihr Vormund will die gesellschaftlichen Normen nicht verletzen. Das Leben im Niemandsland ist für die junge Belle längst Normalität geworden, doch die rassistischen Grenzziehungen bleiben scharf zu spüren. Zudem erhitzt ein Gerichtsprozess die Gemüter gegen eine Reederei, die – um die Wasservorräte zu schonen – 142 aneinandergekettete Sklaven ins Meer geworfen hat. Als oberster Richter ist Murray für das Urteil verantwortlich, das den Weg zum Ende des Sklavenhandels ebnen könnte.

Mit sicherer Hand verbindet Regisseurin Amma Asante die Identitätssuche ihrer jungen Heldin zwischen Rassen-, Klassen- und Geschlechtergrenzen mit dem historischen Diskurs über den Sklavenhandel und den Ansprüchen eines klassischen Kostümdramas. Die romantischen Verwicklungen bleiben für Austen-Fans überschaubar, aber die Außenseitergeschichte, die sich an einen historisch verbürgten Fall anlehnt, bietet genug Konfliktpotenzial, um frischen Wind in das konventionell gedrehte Genrestück zu bringen.

Blauer Stern Pankow, Cinemaxx, Filmkunst 66, Kulturbrauerei; OV: Rollberg

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