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Barocktage. Die Accademia Bizantina spielt Serenaden von Scarlatti.

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Die Accademia Bizantina im Boulez Saal: Amor trifft ausnahmsweise die Richtigen

Ottavio Dantone und die Accademia Bizantina bieten im Pierre Boulez Saal sommerliche Zerstreuung aus der Barockzeit. Doch diese „Semi-Opern“ haben es in sich.

It's party time im Rom, Florenz, Neapel der Barockzeit! Die Blütezeit der Künste schuf unermessliche Möglichkeiten gehobener Unterhaltung und Zerstreuung. Theater, die Schauplätze der jungen Gattung Oper, schossen wie Pilze aus dem Boden; hatten sie in den Sommermonaten geschlossen, begnügte man sich mit Schäferspielen, Pastoralen, Kantaten und Serenaden im Freien oder in privaten Palazzi.

Im Pierre Boulez Saal vermittelt die Accademia Bizantina mit ihrem Leiter Ottavio Dantone zu noch tagheller Nachmittagsstunde eine Ahnung vom Flair dieser musikalischen Unterhaltungen. Alessandro Scarlatti gehörte zu den gesuchten Lieferanten; nicht weniger als 117 Opern zieren seine Werkliste, in der sich 34 Serenaden vergleichsweise bescheiden ausnehmen. Doch auch diese „Semi-Opern“ für kleine Besetzung haben es in sich.

„Venere e Amore“ ist von bezaubernder, geistreicher Gewichtslosigkeit – die Liebesgöttin Venus vermisst ihren Sohn Amor, der ausnahmsweise einmal die Richtigen traf. Das gute Werk wird gelobt: „Nie verursachte dein Pfeil edlere Wunden.“

Eine stürmische Sinfonia leitet das Geschehen ein – mit der Satzfolge schnell-langsam-schnell schuf Scarlatti hier ein Urbild der späteren sinfonischen Form. Delphine Galou versieht die Klage der Venus mit reichen emotionalen Nuancen ihrer beweglichen Altstimme, wird allerdings schnell überstrahlt vom Sopran der Serena Saënz als unartiger, koketter, zärtlicher Knabe.

Duette im Liebesgarten

Die junge Sängerin aus Barcelona trat bereits als Dreizehnjährige in Hans Krásas „Brundibar“ auf und gehört jetzt dem Opernstudio der Staatsoper an. Ihre Präsenz und Intensität haucht auch der Figur des Adonis in „Il Giardino d'Amore“ (der Liebesgarten) glaubhaftes Leben ein.

Auch dies ein Beziehungsspiel, in dem der schöne Jüngling Venus durch Abwesenheit quält und sie mit süßen Versprechungen besänftigt. Ihm zuliebe steigt die Göttin als einfache Hirtin zur Erde herab. Die Jugendlichkeit und Schönheit des antiken Arkadiens spricht aus den koloraturenreichen Duetten und Dialogen der beiden Sängerinnen, in zugewandter Kommunikation auch optisch ein reizvolles Paar.

Im klangsinnlich-transparenten Streicherschimmer des Ensembles, silbrig zart gefärbt von Cembalo und Laute, ragt Gregorio Carraro mit dem Nachtigallengezwitscher seiner Block- und Piccoloflöte hervor, ebenso Jonathan Pia mit schlanker Trompete, die das Liebesgetümmel untermalt.

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