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Kultur: Die Bühne schwankt

Shakespeare & Goldoni als Open-Air-Theater

Round and round and round and round rührt und rennt das Hexenkessel Hoftheater im und um den Monbijoupark. Seit dreizehn Jahren pflegt die kleine eingeschweißte Gruppe subventionsfreien kurzweiligen Bühnenklamauk und spielt frech über alle neueren Theater-Trends hinweg, mit viel Schminke und unbekümmert schönen Kostümen. Postdramatisch sind sie sowieso, das war ja im Grunde schon Shakespeare, dem der Spaß am Sprachspiel wichtiger war als die Produktion von Illusion.

Dass wir alle nur Theater spielen, das kommt ja von ihm. Den Beweis erbringt sein Stück „Der Widerspenstigen Zähmung“, das das Hoftheater nach vier Jahren wieder auf die Bühne gebracht hat. Lady Katharina lässt dem Trinker Sly einreden, er sei ein Lord. Sly nimmt seine Herren- und Männerpflichten gerne an, und so fliegen alle Hierarchien und Rollen durcheinander, bis der Diener zum Bühnenstar wird und der eitle Regisseur im Frauenkleid an den Sessel gefesselt ist. Hat die Lady das Sagen, der Diener, der Trinker? Es spielt keine Rolle. Hauptsache, es wird gespielt. War Shakespeare ein Autor, kein Autor, viele Autoren? Auch egal. Regisseur und Dramaturg Jan Zimmermann ist so frei und überdreht in seiner Neufassung noch mal alle Schrauben, bis wirklich jede Ebene verschwimmt und aus dem Spiel ein Spiel im Spiel im Spiel wird.

„Wir sind Schauspieler“, stellen sich die fahrenden Künstler vor. „Vom Monbijoupark.“ Auch die Bühne schwankt: Eigentlich sollte vor dem Bode-Museum gespielt werden, doch weil dort die Bauarbeiten nicht enden wollen, wurde kurz entschlossen der Segler „Marie“ aus dem Historischen Hafen geschleppt und am Kupfergraben vertäut. Am Bug die Bühne, in der Mitte das Publikum, am Heck Katharina als Publikum ihres eigenen Stücks. Von vorbeifahrenden Schiffen winken Touristen. Alles Bühne, alles Spieler. Als die erste Frau geschlagen wird, zeigt sich ein Pfälzer Passant am Kai begeistert: „Rischtisch!“ Die Spannung auf der Bühne diffundiert ein wenig. Man sieht dem Ensemble den Spiel- und Probenmarathon der letzten Wochen an. Der umzäunte Hexenkessel im Monbijoupark ist der sicherere Boden. Aber wer will, kann ja gleich hinter den Schauspielern herrennen. Die ziehen sich nämlich mal eben um und spielen drüben das nächste Stück: „Der Diener zweier Herren“, Commedia dell’arte von Goldoni, ein feuerscharfer Kessel-Cocktail mit einigen Umdrehungen.

„Spielt weiter, sonst gibt’s kein Honorar“, droht Katharina der Schauspieltruppe. Die Hexenkesselspieler, so ahnt man, würden gegen kein Geld der Welt mit dem Spiel aufhören.

— Das Hexenkessel Hoftheater spielt „Der Widerspenstigen Zähmung“ bis zum 15. Juli Di–Sa um 19 Uhr 30 Uhr Am Kupfergraben. Ebenfalls bis 15. Juli läuft „Der Diener zweier Herren“ Di–Sa um 21 Uhr 30 im Monbijoupark.

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