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Kultur: Die Demokratin

NEJWA BETTAZ Ich merke, dass ich als Jurorin Filme anders sehe als sonst. Zwar lasse ich mich auch jetzt forttragen von den Geschichten, aber zwischendurch gibt es immer wieder Momente, in denen ich sozusagen aufwache und bewerte.

NEJWA BETTAZ

Ich merke, dass ich als Jurorin Filme anders sehe als sonst. Zwar lasse ich mich auch jetzt forttragen von den Geschichten, aber zwischendurch gibt es immer wieder Momente, in denen ich sozusagen aufwache und bewerte. Ich bin allerdings froh, dass noch etwas Zeit ist bis zur Jurysitzung. Ich bin keine schnelle Urteilerin, ich brauche Zeit, um mir meine Meinung zu bilden – gerade bei Filmen. Die will ich auf mich wirken lassen, zumindest zwei, drei Tage, und dann sehen, was verblasst und was übrig bleibt. Ich bin auch keine von denen, die gleich anfangen zu reden, wenn sie aus dem Kino kommen, sofort sagen, was sie gut und schlecht fanden. Oft kann ich das gar nicht so schnell in Worte fassen. Vielleicht mag ich Filme genau deshalb so gerne: Weil sie über das hinausgehen, was man sagen kann. Manchmal führt das aber dazu, dass ein Eindruck in mir drinnen bleibt, ich ihn anderen nicht vermitteln kann. In der Jury muss ich das tun, und das ist gut. Ich glaube sowieso, dass man viel lernen kann in so einer Jury. Deshalb plane ich auch, eines Tages selbst ein Filmfestival zu organisieren, mit Jugendlichen als Juroren. Als Psychologin arbeite ich viel mit ihnen, vor allem was Menschenrechte und interkulturelle Fragen angeht. Da sind Filme das perfekte Medium, weil sie etwas Völkerverbindendes haben. Und als Juror übt man gleich zwei Sachen: einerseits kritisch sein und sich eine eigene Meinung bilden, andererseits mit anderen diskutieren und einen Kompromiss finden. Das ist eine gute Schule für Demokratie.

Aufgezeichnet von Verena F. Hasel

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