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Kultur: Die Galerie am Lützowplatz stellt Dekoratives einer stolzen Sohnes-Mutter aus

Karin Pott, Leiterin des Kunstvereins Haus am Lützowplatz, tunkt ein Stückchen Kartoffel in die Matjessoße und meint: "PK, das heißt heute Pell-Kartoffel." Denn mit Kartoffeln und Hering bewirtet die Malerin Elvira Bach die Journalisten zur Vorbesichtigung ihrer Ausstellung "Mutter und Kind".

Karin Pott, Leiterin des Kunstvereins Haus am Lützowplatz, tunkt ein Stückchen Kartoffel in die Matjessoße und meint: "PK, das heißt heute Pell-Kartoffel." Denn mit Kartoffeln und Hering bewirtet die Malerin Elvira Bach die Journalisten zur Vorbesichtigung ihrer Ausstellung "Mutter und Kind". Wenn das nicht mal ein Kalkül aus mütterlicher Erfahrung ist: Wer gut gegessen hat, kritisiert mit schlechtem Gewissen.

Elvira Bach malt sich mit ihren Söhnen: Als Schwangere, die ihren Auftritt von Engeln begleiten läßt, als stolze und schwarze Sohnesmutter, die im ausgelassenen Tanz den Neugeborenen dem Himmel präsentiert und als tief über den steinigen Acker gebeugte Sklavin, auf deren Rücken der Sohn vergnügt die Peitsche schwingt. Mal hält sie ihn über den Kopf, um ihn vor einer schwarzen Flut zu retten, die ihr schon bis zu den Hüften steigt. Am phantasievollsten ist ein Bild, in dem ihr Zweige aus Haaren, Schultern und Brust treiben, die sich zum schützendes Gestrüpp um den Sohn verdichten. Immer aber bleibt sie die Hauptperson, die den Betrachter anschaut.

Elvira Bach beschreibt ihr malerisches Programm gern als eng verwoben mit dem Leben: deshalb müssen Milchflaschen und Küchenmesser hinein. Doch aller Nähe zum eigenen Alltag zum Trotz, bleiben ihre seit über zwanzig Jahren gemalte Frauen unberührt vom Lauf der Zeit. Sie wechseln nur die Requisiten, nicht aber den Rhythmus ihrer Auftritte. Sie scheinen viel weniger Körper als vielmehr Projektionsfläche für einen unveränderten Traum von vielbeachteter Schönheit zu sein. Doch je länger die Figur sich gleich bleibt, desto mehr wird sie zu einem Stereotyp von breitschultriger Stärke auf spitzen Absätzen. So geht auch ihre Beschreibung des Mutterseins kaum über ein dekoratives Vorzeigen hinaus. Das ist schade: Denn transparent werden zu lassen, wie das Leben mit Kindern die eigene Wahrnehmung verändert, die Produktionsweisen beeinflußt und neue Prioritäten auch in den künstlerischen Intentionen setzt, wäre der Mühe wert.

Zusammen mit der Ausstellung präsentiert der Wienand Verlag sein Buch "Elvira Bach. Kinder, Küche, Kunst". Je länger man blättert, desto weniger befriedigt die Wiederholung, zumal sie der leichten und großzügigen Malweise widerspricht. Denn die malerische Bewegtheit und Flüchtigkeit deutet noch immer ein Tempoan, das mehr erwarten läßt als das Verharren in der Selbstbespiegelung.Haus am Lützowplatz, Lützowplatz 9, bis 16. Januar 2000. Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr. Begleitbuch: "Kinder, Küche, Kunst", Wienand Verlag Köln 1999, 64 DM

Katrin Bettina Müller

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