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Kultur: Die ganze Welt

Jüdisches Museum: Festkonzert mit Barenboim

Der rote Teppich weist dem verehrten Publikum den Weg in die Philharmonie. Drinen eröffnet das Jüdische Museum sein Jubiläum zum zehnjährigen Bestehen, und jedermann erwartet sich ein Fest. Das Festkonzert steht unter Leitung von Daniel Barenboim, der „Kosmopolit, Freund und Preisträger des Museums“ ist, wie Michael Blumenthal formuliert. Zudem schreibt er in seinem Grußwort, dass mit dem Konzert an die Eröffnung vor zehn Jahren angeknüpft werde. Es geht einer Gala (siehe Seite 4) voran, in der Angela Merkel mit dem „Preis für Verständigung und Toleranz“ geehrt wird, den auch Barenboim rechtens schon unter seine zahlreichen Friedenspreise zählen darf.

Nachdem er 2001 die Siebte von Mahler dirigiert hat, steht nun Anton Bruckner auf dem Programm, der biedermeierlich devote Katholik von St. Florian. Barenboim hat die Bruckner-Symphonie gewählt, die ebenfalls die Nummer 7 trägt. Sie begründete Bruckners Ruf als Symphoniker in der ganzen Welt. Mahler gehörte zu seinen Vorkämpfern, Bruckners Abgott indes war Richard Wagner.

Und so erklingt im Festkonzert des Jüdischen Museums das E-Dur-Werk, in dem Bruckner den Tod Richard Wagners beweint. In der Partitur verwendet er zum ersten Mal Wagner-Tuben, jenes Instrument, das Wagner sich für den „Ring“ bauen ließ, um dem Orchester nächtige Tiefe zu geben. In der Vorahnung komponiert, dass Wagner nicht mehr lange leben werde, hebt das Adagio mit dem Gesang der tiefen Streicher an, gestützt von Wagner-Tuben. Als Bruckner 1883 schließlich vom Tod seines „Meisters der Dicht- und Tonkunst“ erfuhr, fehlte dem Satz nach dem riesigen Höhepunkt nur noch der Abgesang. Er ist Lamento, das Ganze konkret gemeinte Trauermusik „zum Andenken an den Hochseligen, heißgeliebten unsterblichen Meister“.

Barenboim weiß um alle Empfindlichkeiten des Themas Richard Wagner in Israel. Den Gästen des Jüdischen Museums bringt er dieses Adagio nahe, dieses unerhörte „Sehr langsam und sehr feierlich“.

Es ist eine Freude zu beobachten, wie Barenboim mit der Staatskapelle Berlin musiziert, die vom ersten Geigenpult bis zur Pauke bestrebt ist, ihrem Chefdirigenten jeden Wunsch von den Augen abzulesen, und von seinen Gesten erworbener Souveränität im Dienst des Ausdrucks: die langen Steigerungszüge, die Sanglichkeit, die Intensität, die der Generalpause gefühlte Unendlichkeit verleiht. Großer Jubel, hochgestimmt. Sybill Mahlke

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