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Kultur: Die große Stunde der Bratscher und Cellisten im Berliner Musikinstrumentenmuseum

In der Sommerpause, wenn die Geiger im Urlaub sind, schlägt die große Stunde der Bratscher und Cellisten. Dann können sie, die im Streichquartett wie im Orchester stets als "bessere Hälfte" im Schatten der virtuosen Violinen spielen, mal so richtig aufdrehen: Hört her, wir haben auch interessante Stimmen - und sogar ein eigenes Repertoire!

In der Sommerpause, wenn die Geiger im Urlaub sind, schlägt die große Stunde der Bratscher und Cellisten. Dann können sie, die im Streichquartett wie im Orchester stets als "bessere Hälfte" im Schatten der virtuosen Violinen spielen, mal so richtig aufdrehen: Hört her, wir haben auch interessante Stimmen - und sogar ein eigenes Repertoire! Die Cellistin Adele Bitter und der Bratscher Boris Barendhagen konnten ihre Matinee im Musikinstrumentenmuseum tatsächlich komplett mit Originalkompositionen bestreiten. Zum Beispiel mit Ludwig van Beethovens "Duett mit zwei obligaten Augengläsern", einem erbaulich-unterhaltsamen Dialog, der - ganz dem Klangcharakter dieser Instrumente gemäß - weniger als rhetorischer Wettkampf von Selbstdarstellern daherkam, sondern als konzentriertes, tiefsinniges Gespräch zweier Stimmen, die einander zuhören können. Sehr gut trafen Bitter und Bardenhagen auch den locker-eleganten Konversations-Ton in Witold Lutoslawskis neoklassizistischen "Bukoliki" von 1952.

Reichlich harter Tobak für einen Sonntagmorgen waren dagegen die Werke im ersten Programmteil. Die bohrende Intensität, die Gefühlsglut, mit der vor allem der Bratscher die Melodielinien in Boccherinis c-Moll Sonate herausmeißelte, sprengten geradezu die Dimensionen des kleinen Aufführungsortes. Hier wie auch in Darius Milhauds leicht überemotionalisierter "Sonatine" von 1959 drängte das Spiel weg von kammermusikalischer Intimität in die Weite eines großen Saales. Es sei ihnen verziehen: Mit Saisonbeginn müssen die beiden schließlich wieder zurück ins zweite Glied...

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