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Kultur: Die Grünen vor den Landtagswahlen: Bloß guter Dinge bleiben

Hinter vorgehaltener Hand sprechen Wahlkämpfer eine offene Sprache. "Jürgen Trittin ist ein arroganter Sack", klagte vor Wochen ein Grünen-Abgeordneter aus Baden-Württemberg.

Von Matthias Meisner

Hinter vorgehaltener Hand sprechen Wahlkämpfer eine offene Sprache. "Jürgen Trittin ist ein arroganter Sack", klagte vor Wochen ein Grünen-Abgeordneter aus Baden-Württemberg. Und fügte hinzu: Einer, wie es schlimmer kaum gehe.

Es ging doch noch. Die Worte des erbosten Wahlkämpfers fielen noch vor dem heiß diskutierten Diktum Trittins über CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer, zu Zeiten also, als bei den Grünen professionell Optimismus verbreitet wurde. Als Werbeshow plante die Partei damals ihren Bundesparteitag in Stuttgart. Zum "Signal in die wahlkämpfenden Landesverbände" sollte er werden, wie die dort neu gewählte Bundeschefin Claudia Roth erklärte. Und Schwabe Fritz Kuhn, Ko-Vorsitzender der Partei, verbreitete landauf, landab, dass sich "die Sympathie für Renate Künast und ihre neue Landwirtschaftspolitik in grüne Wählerstimmen umsetzen" lassen werde. Hat Trittin es vermasselt, ist der grüne Aufwind schon verflogen?

Am Montag, nach den Kommunalwahlen in Hessen, tat sich Fritz Kuhn schwer, die Ergebnisse zu interpretieren. Zahlenspiele mussten her: Zwar hat die Ökopartei im Landesdurchschnitt 2,4 Prozent verloren. Aber immerhin liege sie mit durchschnittlichen 8,6 Prozent deutlich vor der FDP (4,9 Prozent) und auch besser als bei der Landtagswahl 1999, die Roland Koch ins Ministerpräsidentenamt brachte (7,2 Prozent). Eine "gewisse Trendumkehr" sei deshalb durchaus zu erkennen, redete Kuhn die Lage schön. Und nahm sich vor, gemeinsam mit allen Spitzenleuten in den verbleibenden Tagen bis zu den Wahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg "optimal zu mobilisieren". Kuhn: "Ich bin guter Dinge, dass wir dort gute Ergebnisse erzielen."

Tatsächlich hat besonders die Wahl zum Stuttgarter Landtag für die Grünen eine hohe strategische Bedeutung. Neben Hessen, wo die Grünen mit "Turnschuhminister" Joschka Fischer Anfang 1985 erstmals auf Landesebene eine Regierungsbeteiligung eingingen, gilt Baden-Württemberg als Stammland der Partei. 12,1 Prozent holten die Grünen dort bei der Landtagswahl 1996, das war das beste Ergebnis in einem Flächenland überhaupt.

Doch genau an diesen 12,1 Prozent werden sich Spitzenkandidat Dieter Salomon und seine Leute messen lassen müssen, dazu am Ergebnis der FDP, die ebenfalls dritte Kraft im Landtag werden will. Und natürlich ist die Wahl auch Stimmungstest für Berlin - nicht nur, weil führende Köpfe wie Kuhn, Fraktionschef Rezzo Schlauch und Parteimanager Reinhard Bütikofer aus dem Südwesten stammen.

Mitregiert haben die Grünen in Baden-Württemberg nie, die Sehnsucht nach einer Regierungsbeteiligung ist den vielen pragmatischen Köpfen des Landesverbandes anzumerken. Schwarz-grüne Gedankenspiele gab es immer wieder in Stuttgart, schon in den 80er Jahren, als noch CDU-Ministerpräsident Lothar Späth regierte. Vor der Wahl am kommenden Sonntag wurde von den Grünen-Spitzenpolitikern kategorisch dementiert. Doch ein gutes Grünen-Ergebnis könnte Farbspiele möglich machen, die es noch in keinem Bundesland gab. Bis dato.

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