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Kultur: Die "Gruppe Neue Musik Hanns Eisler" aus Leipzig überraschte eindrucksvoll

"Musikalische Akademie" nennt sich die von DeutschlandRadio Berlin gemeinsam mit dem Schauspielhaus veranstaltete Konzertreihe Neuer Musik. Doch wer beim Auftritt der "Gruppe Neue Musik Hanns Eisler" aus Leipzig trockene Theorie befürchtet hatte, sah sich angenehm enttäuscht.

"Musikalische Akademie" nennt sich die von DeutschlandRadio Berlin gemeinsam mit dem Schauspielhaus veranstaltete Konzertreihe Neuer Musik. Doch wer beim Auftritt der "Gruppe Neue Musik Hanns Eisler" aus Leipzig trockene Theorie befürchtet hatte, sah sich angenehm enttäuscht. Fast 30 Jahre besteht die Gruppe um den Komponisten und Posaunisten Friedrich Schenker und den Oboisten Burkhard Glaetzner bereits. Mit ihrer Rückschau auf die Jahre 1985-1990 kam aber ein "deutsch-deutsches" Spektrum zur Sprache. Programmatisch steht dafür Isang Yuns "Kammerkonzert II" mit seiner Verschmelzung diverser Stilelemente. Die asiatische "Haupttontechnik" zeigt sich am immer wieder umgefärbten, an den Rändern ausgefransten, zu wilden Trillern gesteigerten Einklang; Glaetzner repräsentiert mit aufschreienden Oboentönen das sprechende Individuum; inmitten der Erregung weht es wie aus alten romantischen Klaviertrios herüber.

Solche Ausdruckshaltung ist Nicolaus Richter de Vroe fremd; der 1955 geborene Hallenser spielt mit zufallsgesteuerter Klangerforschung. Doch auch das Sextett "Aus weißen Listen" fügt sich aus Klopf- und Schabegeräuschen, quietschenden Bogenstrichen auf dem Becken oder wimmernden Posaunen-Flageoletts zum dichten Gewebe zusammen. "Kalt" von Wolfgang Rihm ist danach mit seinen eintönig erstarrten Oboen-Dialogen und bedrohlichen, in langen bangen Pausen erwarteten Trommelschlägen wohl das Eindrucksvollste, was man in letzter Zeit von dem vielbeschäftigten Komponisten hören konnte.

Dass solche Substanz sich nach der Pause nicht ganz halten ließ, schadete bei soviel Virtuosität nicht im mindesten. In Georg Katzers "Schlagstück" entfesselt Gerd Schenker einen wahren Farbenrausch von Holz- und Metallschlagwerk. Glaetzner und Friedrich Schenker liefern sich in Dieter Schnebels "Sisyphos" amüsante Gefechte. Lediglich "Asche" von Helmut Oehring verliert unter Friedrich Goldmanns präzis-engagierter Leitung in etwas zu glattem Klangfluss ein wenig an beklemmender Brüchigkeit.

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