zum Hauptinhalt

Die Herbst-Fellows der American Academy: Von Städten und Stimmungen

In der Villa am Wannsee wurden die Herbst-Fellow der American Academy vorgestellt. Was sie erforschen? Stimmungen, Plattenbau, Steuern und Methküchen.

Breaking Bad“ in der American Academy, die Vorstellung ruft Heiterkeit in der Villa am Wannsee hervor. Einer der Herbst-Fellows, der Anthropologe Jason Pine von der State University of New York, kann wegen einer Ausstellungseröffnung bei der Präsentation der neuen Stipendiaten nicht anwesend sein, seine Drei-Minuten-Projektskizze wird verlesen. Pine will in Berlin seiner Feldforschung in Sachen Methküchen und alternative Biotechnologien weiter nachgehen. Eine Studie, angesiedelt in der Grauzone zwischen Alltag und Verbrechen, in die er sich bereits für sein Buch über die alternative Musikszene Neapels und deren Verbindung zur Camorra begeben hatte.

Die übrigen der elf neuen Fellows stellen sich persönlich vor. Immer wieder schön: die Drei-Minuten-Quickies, die deutlich machen, dass auch Wissenschaft pur zur bewusstseinserweiternden Droge taugt. Die Holtzbrinck-Stipendiatin Mary Cappello (auch der Tagesspiegel gehört zur Holtzbrinck-Gruppe) befasst sich mit moods: „Stimmungen sind Räume, Gefühle sind die Möbel darin“. Neben ihrer theoretischen Arbeit will sie in der Stadt Stimmungsräume einrichten, in Kooperation mit den Hochschulen. Die Berkeley-Historikerin Robin Einhorn erforscht, wie die Geschichte der amerikanischen Steuergesetze die Wahrheit hinter der politischen Rhetorik zum Vorschein bringt. Eine Kollegin von der Arizona State History, Monica H. Green, arbeitet an einer Weltgeschichte der Infektionskrankheiten, von Lepra – 13,9 Millionen Jahre alt! – bis Aids.

Multimediakünstler, Schriftsteller, Historiker

Gleich zwei Fellows erkunden den Architekturaustausch in Zeiten des Kalten Krieges. Der Architekturhistoriker Vladimir Kulik befasst sich mit der Architektur Jugoslawiens zwischen Sowjetisierung und Amerikanisierung; die Anthropologin Christina Schwenkel will wissen, wie ostdeutsche Stadtplanung und der Plattenbau nach Vietnam exportiert wurden und dort ein Eigenleben entwickelten.

Die Runde, zu der außerdem der Multimediakünstler Adrià Julià, der Schriftsteller Anthony Marra sowie der Sozialtheoretiker und Marx-Experte Moishe Postone gehören, der Wissenschaftsphilosoph Philip Kitcher und der Historiker Michael Miller, der sich mit Frankreichs Wasserwegen befasst, wurde von dem neuen Academy-Leiter Gerhard Casper begrüßt. Und Hermann Parzinger, den Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, trug einmal mehr die eigene Begeisterung davon, als er den transatlantischen Gästen in seiner Keynote die Schätze der Stiftung und die Vision des Humboldt-Forums vor Augen führte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false