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Kultur: Die Mörder sind unter uns Eine Mafia-Ausstellung aus Italien im Tacheles

Kühn: Das Casoria Contemporary Art Museum zeigt Anti-Mafia-Bilder im Tacheles. Als wären es die „Glorreichen Sieben“.

Kühn: Das Casoria Contemporary Art Museum zeigt Anti-Mafia-Bilder im Tacheles. Als wären es die „Glorreichen Sieben“. Doch die sieben Männer, die dem Betrachter auf lebensgroßen Foto-Bannern gleich beim Eintritt entgegenschreiten, sind allesamt per internationalem Steckbrief gesuchte Mafiosi. Killer und Dealer zumeist der Camorra in Neapel und der umliegenden Region Kampanien.

Die Installation ist das Entree der Ausstellung „May be / CAM in Berlin“ im Obergeschoss des Kunsthauses Tacheles. „May be in Berlin“ meint, dass die flüchtigen Mafiosi vielleicht auch in Deutschland untergetaucht sein könnten, die Botschaft lautet: Die Mörder sind unter uns. Denn das organisierte Verbrechen hat längst Europa erobert. Und die Abkürzung CAM steht für die Initialen des Casoria Contemporary Art Museums, das 2005 in Casoria, einer Kleinstadt und Camorra-Hochburg unweit von Neapel, mit viel Mut gegründet wurde. Das CAM setzt dort Zeichen des kulturellen Widerstandes gegen kriminelle Barbarei.

Es beherbergt mittlerweile eine der größten Multimediakunstsammlungen Italiens und arbeitet mit Künstlern aus der ganzen Welt zusammen. Kuratiert von CAM-Chef Antonio Manfredi, präsentiert die engagierte Schau im Tacheles Objekte, Videos, Musik und Fotos von sechs italienischen Künstlern: beispielsweise eine „Wunderkammer“ von Sebastiano Deva mit Zeugnissen der bei Mafiosi beliebten religiösen Rituale. Der Fotograf Fulvio Di Napoli erschreckt mit einer Szene, die aus der Verfilmung von Roberto Savianos „Gomorrha“ stammen könnte: zwei Straßenjungen lassen ein Mädchen mit verbundenen Augen an einer Mauer niederknien und spielen „Hinrichtung“. Peter von Becker

Bis 3. Juni, tägl. ab 10 Uhr, Eintritt frei.

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