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Kultur: Die Musentempler

Amerikaner in Paris: Der Louvre beleuchtet erstmals transatlantische Kunstbeziehungen

Eine der berühmtesten Innenansichten des Louvre stammt von einem Amerikaner – den wir als Erfinder, nicht als Künstler kennen: Samuel F. B. Morses „Ansicht des Salon carré im Louvre“ von 1833. Eine friedliche Szenerie breitet sich aus, mit knapp 40 Gemälden in dichter Reihung bis unter die Decke gehängt, eine Kopistin und ihr Begleiter im Vordergrund. Nichts ist zu sehen von dem Aufruhr, der nach der Revolution von 1830 die französische Kunst erfasst hatte, Delacroix und Géricault voran. Stattdessen hängen hier Poussin, Tizian und Murillo. Gerade in diesen Jahren hatte der Louvre zahlreiche Besucher aus der Neuen Welt, die „lange genug“ den „höfischen Musen Europas“ gelauscht haben – um den Zwiespalt zwischen Inspiration und eigener Kreativität mit den Worten des Philosophen Ralph Waldo Emerson zu beschreiben.

Gleichwohl blieb der Louvre ein magischer Ort für amerikanische Künstler, die sich Generation für Generation auf die Suche nach Anregungen begaben, wie die Künstler Europas auch. Erstmals nun wird dieses franko-amerikanische Verhältnis beleuchtet, in einer Ausstellung im Pariser Louvre, die wesentlich von der amerikanischen Terra-Stiftung mitorganisiert wurde und knapp 30 Beispiele aus 170 Jahren zeigt. Benjamin Wests bedeutender „Tod des General Wolfe“ von 1770 konnte leider nicht ausgeliehen werden, obgleich gerade dieses Großformat den Vergleich mit den Historienbildern des Louvre erlaubt hätte. Aber was in Paris so überreich vorhanden ist, musste auf der anderen Seite des Atlantik erst mühsam reifen, und der Bestand des Pariser Weltmuseums erwies sich dabei bis weit ins 20. Jahrhundert hinein als hilfreich.

Das ist die Überraschung dieser Pionierausstellung: dass es Künstler wie Edward Hopper oder Thomas Hart Benton waren, die sich – sei es unmittelbar in Paris wie bei Hopper, sei es durch Publikationen wie bei Benton – auf Werke des Louvre stützten. Das hätte die Ausstellung deutlicher herausarbeiten können, zumal bei Hopper, dessen Frühwerk ja überwiegend in Paris entstand. Davor liegen die „Expatriates“, die freiwilligen Amerika-Emigranten wie Whistler oder Chase, für die die Kunst naturgemäß in Europa zu finden war. Childe Hassam malt 1887 gleich eine komplette Pariser Straßenszene im gemäßigten Impressionismus, der in jenen Jahren bereits zur Norm geworden war – obgleich er später, 1918, eine Serie hinreißender amerikanischer Motive malte, wobei er seinen in Paris erlernten impressionistischen Duktus jedoch nie verleugnete. Die wunderbare Mary Cassatt, die als Einzige mit der Gruppe der so auch genannten „Impressionisten“ ausstellte, blieb in Frankreich, ihrer künstlerischen Heimat.

So weitet sich die Ausstellung „Die amerikanischen Künstler und der Louvre“ dann doch über die im Titel gemachte Eingrenzung hinaus zu einer ersten, noch kursorischen Untersuchung der franko-amerikanischen Kunstbeziehungen. Da gibt es, und die Terra Foundation hat es sich auf ihre Fahnen geschrieben, sicher noch manche Entdeckung.

Paris, Louvre, Salle de la Chapelle, bis 18. September. Katalog 29 €.

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