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Politikerin mit bürgerlichem Hintergrund. Monika Grütters.

©  Kai-Uwe Heinrich

Die neue Kulturstaatsministerin: Die Szene schätzt Monika Grütters

Mit Monika Grütters als neuer Kulturstaatsministerin folgt auf den Machtmenschen Bernd Neumann eine Frau, die aus der Kultur kommt. Die Wahlberlinerin wird in der Szene für Kompetenz und Begeisterungsfähigkeit geschätzt.

Nun hat sie es also doch noch geschafft. Schon bei der Regierungsbildung 2009 waren viele davon ausgegangen, dass Angela Merkel Monika Grütters zur „Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien“ ernennen würde. Damals sicherte sich Bernd Neumann eine zweite Amtszeit. Die feingeistige Bildungsbürgerin war dem erfahrenen Machtmenschen unterlegen, durfte zum Trost den Vorsitz des Bundestags-Kulturausschusses übernehmen. Seit gestern aber nun steht fest: In den kommenden vier Jahren wird die 51-jährige CDU-Frau an der Spitze der Bundeskulturpolitik stehen, als Staatsministerin im Kanzleramt.

Monika Grütters ist eine Politikerin, die aus der Kultur kommt: 1962 in Münster geboren, aufgewachsen im katholischen Westfalen, hat sie die typische Kombination studiert, mit der sich vielseitig interessierte Kinder aus gutem Haus nach dem Abi ein paar Jahre Bedenkzeit ausbitten: Germanistik, Kunstgeschichte und Politikwissenschaft. Auch nach dem Uniabschluss sucht sie die maximale Vielfalt, zuerst im Team der Oper Bonn, dann als Öffentlichkeitsarbeiterin beim Berliner Museum für Verkehr und Technik. Gleich nach der Wende ist sie mit dabei, als die Buchhandelsgesellschaft Bouvier versucht, sich im Ostteil Berlins zu etablieren. 1992 folgt dann der Job als Pressesprecherin des Wissenschaftssenators.

All diese Berufserfahrungen bringt Monika Grütters ab 1995 ins Berliner Abgeordnetenhaus mit. Zehn Jahre dient sie dem Stadtparlament, wird kulturpolitische Sprecherin – und Vertraute von Klaus-Rüdiger Landowsky –, übernimmt parallel zum Volksvertreterauftrag die Unternehmenskommunikation jener Bankgesellschaft Berlin, die später die Stadt in eine Krise stürzt. Dank eines guten Landeslistenplatzes kann sie 2005 erstmals in den Bundestag einziehen. Statt sich wie im Berliner Abgeordnetenhaus im Klein-Klein der Alltagsarbeit aufzureiben, kann sie nun an Grundsatzentscheidungen mitwirken, für die Buchpreisbindung streiten oder die Stärkung der Medienkompetenz. Die „Enquetekommission Kultur“, die nach außen wenig Glanz entfaltete, hat ihren Augen intern viel bewirkt: weil dadurch den meisten Abgeordneten klar wurde, dass es sich bei Kultur um ein Querschnittsthema handelt – und nicht um ein Nischenprojekt.

Wenn sich die Wahlberlinerin mal wieder gegenüber ihren Parlamentarierkollegen aus den anderen Bundesländern verteidigen musste, warum die Hauptstadtkultur finanziell eine Vorzugsstellung genieße, lautete ihre Antwort stets: „Wenn Berlin leuchtet, dann strahlt das auf den Rest des Landes aus.“

In ihrer neuen Rolle als Kulturstaatsministerin dürfte es Monika Grütters zugute kommen, dass sie keine Metropolen-Intellektuelle ist, vor der sich Provinzler fürchten müssten. Sondern eine ganz bürgerliche Erscheinung, angetan mit Perlenkette und Seidentuch. Wer sie in ihrem Zweitjob als Vorstandssprecherin der „Stiftung Brandenburger Tor“ erlebt, wenn sie beispielsweise über die aktuelle Jean-Paul- Ausstellung schwärmt, inhaltlich bestens informiert, der spürt, dass ihre Begeisterung echt ist. Wenn sie frei und charmant redet, kleine Wortspiele einflicht, vermag sie die Zuhörer mit ihrer Begeisterung für die Sache anzustecken.

Die Aufgaben, die Monika Grütters erwarten, sind allerdings denkbar unglamourös: Da ist die Reform des Urheberrechts, das geht es um die Verbesserung der finanziellen Grundlage für die Künstlersozialkasse und die Reform des Filmfördergesetzes, das bis heute nicht an die Digitalisierung samt neuen Verwertungsmedien für bewegte Bilder angepasst ist. Berliner Herausforderungen bleiben die Gestaltung des Humboldt-Forums sowie die Neuordnung der staatlichen Museumslandschaft. In Sachen Staatsoper hat sich Monika Grütters schon festgelegt: Egal was die Sanierung des Hauses am Ende kosten wird – über die zugesagten 200 Millionen Euro hinaus wird sich der Bund nicht engagieren.

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