zum Hauptinhalt
Präziser, fokussierter Blick. Wird die nachtaktive Eule das neue Wappentier des "ARD / ZDF / Deutschlandfunk Gebührenservice", besser bekannt als GEZ?

© dpa

Satire: Irrer Gebühren-Wahnsinn!: Die noch bürgernähere GEZ

Die bisher als GEZ bekannte Behörde heißt nun Beitragsservice. Ein GEZ-Mann stand dem Wahnsinn! an einem ungewöhnlichen Treffpunkt Rede und Antwort - eine Begegnung wie eine Zeitreise. Ein Ortstermin.

Seit Neujahr heißt die Rundfunkgebühr für ARD und ZDF Haushaltsabgabe – die bisherige Gebühreneinzugszentrale (GEZ) will diese Chance für einen Neuanfang nutzen. Die GEZ möchte mindestens so transparent wie Glasnost und so beliebt wie Karl-Theodor zu Guttenberg vor der Erfindung des Internets werden. Kontrollen sollen wegfallen, jedoch 250 Mitarbeiter zusätzlich eingestellt werden. Warum? Das wollte auch der Wahnsinn! wissen. Das Gespräch mit dem Presseattaché zur Klärung der neuen GEZ-Identität findet auf dessen Wunsch nicht in der Zentrale in Köln statt. „Dort hängen Überwachungskameras, das Gelände ist mit Stacheldraht und Kampfhunden gesichert. Das ist nicht die Umgebung, in der wir uns als kundennaher Beitragsservice künftig präsentieren möchten", hatte der Attaché eine Anfrage schriftlich geantwortet. Und noch ein putziges Detail angefügt: "Unsere Mitarbeiter lieben Abkürzungen. Sie nennen den Beitragsservice neuerdings gerne ´Beisser`."

Die GEZ-Gebühr rangierte bei den Deutschen in der Beliebtheitsskala bislang irgendwo zwischen Zahnarztbesuch und Fußpilz. Das soll sich nun ändern.
Die GEZ-Gebühr rangierte bei den Deutschen in der Beliebtheitsskala bislang irgendwo zwischen Zahnarztbesuch und Fußpilz. Das soll sich nun ändern.

© dpa

Da die "Offensive für totale Offenheit" ein gut gehütetes Staatsgeheimnis ist, wird der Wahnsinn!-Reporter per mitgeschicktem Handy und mit verbundenen Augen zum Treffpunkt auf der Glienicker Brücke gelotst. Aus Potsdam kommend schreitet der GEZ-Presseattaché durch schwerem Morgennebel zur Brückenmitte. Sein Händedruck ist fest, sein Mantel lang, sein Hut schlapp. Er raucht, sein Gesicht ist wegen kubanischer Rauchschwaden kaum zu erkennen. Bevor er auch nur ein Wort sagt, übergibt der Mann eine schwere Mappe mit der Aufschrift „Top Secret“. „Die Unterlagen darin werden sich in zwei Stunden selbst zerstören“, sagt er leise und entschuldigt sich dafür, dass der Wahnsinn!-Reporter gleich von „unseren kleinen Beissern“ gefilzt wird. Während sich der Attaché einen Schluck aus seinem Flachmann gönnt, machen sich zahlreiche wie aus dem Nebel herbeigeschwebte Hände am Reporter zu schaffen.

Der Attaché sagt nachdenklich: „Es waren schwierige Jahrzehnte für die GEZ. Für ganz Deutschland. Viele gute Männer sind von uns gegangen. Wir haben Fehler gemacht.“ Schweigen. Unweit stürzt eine Krähe ins Wasser, eine Hyäne jault verzweifelt, noch ist die Sonne nicht aufgegangen. Der Attaché sagt, noch viel nachdenklicher: „Wir haben zu sehr auf externe Dienstleister gesetzt. Fuß in die Tür, sich mit falschem Namen vorstellen – diese Tricks sind von gestern. Wir werden künftig auf drahtlose Überwachung und die behutsame Kontrolle von Postfächern und Email-Konten setzen.“ Eine Nachfrage des Reporters, warum dies nötig sei, wenn künftig doch ohnehin jeder Haushalt die Abgabe bezahlt, beantwortet der Attaché nicht direkt. Stattdessen sagt er: „Sie sind sehr neugierig.“

Nach langem Schweigen leert der Attaché den Flachmann mit einem Schluck. Er sagt: "Natürlich werden sich Menschen wundern, dass es nur 250 neue Mitarbeiter sind. Mit so wenig Personal ist die Neuausrichtung gar nicht zu stemmen. Wir haben momentan 1500 Mitarbeiter. Eine fünfstellige Zahl ist das Ziel.“ Der Kern der Strategie des neuen Beitragsservice, erläutert der Attaché, sei die Überprüfung, ob die Menschen ihre Abgaben auch wirklich sinnvoll nutzen. „Wir wollen ganz nah an die Bürger ran und sicherstellen, dass alle auch täglich mehrere Stunden öffentlich-rechtliches Fernsehen schauen – und die Menschen sollen von dieser Überprüfung gar nichts mitbekommen.“ Schließlich könne ein verantwortungsvoller Staat seine Bürger nicht erst für gehaltvolles Fernsehen zwanghaft zur Kasse bitten und dann zulassen, dass sie durch billige Gameshows der Privaten verblöden. Auf weitere Nachfragen geht der Attaché nicht ein. Gedankenverloren blickt er in den Nebel, murmelt vor sich hin: "Ganz recht... die Menschen werden leichter Opfer einer großen Lüge, als einer kleinen..."     

Sicher ist sicher. Wenn Sie nicht zu verheimlichen haben, können die GEZ-Leute doch mal einen Blick auf Sie werfen? Oder? Oder?
Sicher ist sicher. Wenn Sie nicht zu verheimlichen haben, können die GEZ-Leute doch mal einen Blick auf Sie werfen? Oder? Oder?

© dpa

Der Attaché lässt diese Worte im Nebel hängen, verabschiedet den Reporter mit kurzem Kopfnicken. "Schreiben Sie gut über uns. Wenn Sie clever sind, können Sie bei uns anfangen. Und lassen Sie sich auf dem Rückweg in den Westen nicht von der Polizei anhalten. In ihrer rechten hinteren Hosentasche befindet sich statt ihrer Geldbörse ein Päckchen unverschnittenes Pferdebetäubungsmittel." Ein prüfender Blick in die Gesäßtasche offenbart Schreckliches. Doch weitere Nachfragen wird es nicht geben. Der Schlapphut hat sich bereits im Nebel verflüchtigt. (NaX)

In einer früheren Version des Artikels lautete die Überschrift: Die bürgernahe GEZtapo. Der Vergleich mit alten Nazi-Methoden war - auch in einem satirischen Artikel - unpassend. Wir entschuldigen uns bei den Gebührenzahlern. Also bei allen Leuten, die es gibt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false