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Falscher Name. Nach der Insolvenz des Kameraunternehmens heißt das Kodak Theatre nun "Hollywood & Highland Center". Ob der alte Schriftzug bis Sonntagabend entfernt ist, war bis zuletzt unklar.

© dpa

Die Oscar-Nacht 2012: Die Favoriten, die Gala, die Stars

Experten sagen, "The Artist" gewinnt. Aber die fast 6000 Mitglieder der Oscar-Academy waren schon immer für eine Überraschung gut. Und für die Deutschen gehen Wim Wenders und die Berliner Kostümbildnerin Lisy Christl ins Rennen.

Zum 84. Mal werden an diesem Sonntagabend in Los Angeles die begehrten Oscars in 24 Kategorien verliehen. Favoriten sind Martin Scorseses 3-D-Märchen "Hugo Cabret" mit elf Nominierungen und Michel Hazanavicius' Stummfilm-Hommage „The Artist“ mit zehn Nennungen. Experten vermuten, dass "The Artist", die international bereits vielfach preisgekrönte melodramatische Geschichte eines Stummfilmstars am Ende der Stummfilmzeit, in der Königsdisziplin "Bester Film" gewinnen könnte, während Martin Scorsese den Regie-Oscar davontragen dürfte. Der Haupt-Oscar für "The Artist" wäre eine historische Besonderheit, denn in der Geschichte der Academy Awards hat nur ein einziges Mal ein Stummfilm gewonnen, "Wings" von 1927/28. Ebenfalls zu den Top-Kandidaten zählen der Sportfilm "Moneyball" mit Brad Pitt und Steven Spielbergs Kriegspferde-Epos "Gefährten" mit je sechs Nominierungen. Alle vier Produktionen gehen als Bester Film ins Rennen, in dieser Kategorie sind außerdem „The Descendants - Familie und andere Angelegenheiten“ mit George Clooney, die Südstaaten-Geschichte "The Help", der Woody-Allen-Film "Midnight in Paris", das Drama "The Tree of Life" und die Romanverfilmung "Extrem laut und unglaublich nah" mit Tom Hanks und Sandra Bullock. dabei.

Meryl Streep ist zum 17. Mal nominiert - Rekord

Aber die 5783 Mitglieder der Academy of Motion Picture Arts and Sciences waren bei der Wahl der besten Filmleistungen der Saison schon immer für Überraschungen gut. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen wird bei den Darstellern erwartet, die jeweils zu fünft gegeneinander antreten. Meryl Streep tritt als "The Iron Lady" Maggie Thatcher gegen Michelle Williams in "My Week with Marilyn" und Glenn Close an. Close verkörpert in "Albert Nobbs" eine alleinstehende Frau im Dublin des 19. Jahrhunderts, die sich als Mann durchzuschlagen versucht. Close ist zum sechsten Mal, Streep zum 17. Mal nominiert, ein Rekord in der Geschichte der Oscars. Auch bei den Männern gibt es hochtkarätige Konkurrenz, zwischen George Clooney, Brad Pitt und Gary Oldman. Dem französischen "The Artist"-Darsteller Jean Dujardin werden ebenfalls Chancen eingeräumt.

Deutschland ist gut vertreten bei der zum neunten Mal von Billy Crystal moderierten Gala im früheren Kodak-Theatre, das nach der Insolvenz des Kamera- und Filmherstellers nun Hollywood & Highland Center heißt. Für den Dokumentarfilm-Oscar tritt Wim Wenders mit seiner 3D-Hommage "Pina" an die 2009 gestorbene Choreografin Pina Bausch und ihr Tanztheater Wuppertal an, gegen vier weitere Mitstreiter. Es ist nach seiner Musik-Doku "Buena Vista Social Club" bereits die zweite Doku-Nominierung für den deutschen Regisseur. "Eine tolle Sache", sagte Wenders nach Bekanntgabe der Nominierungen im Januar, "zumal wir damit der erste 3-D-Film sind, dem diese Ehre zuteil wird. Wir wollten mit unserer Reise in das wunderbare Reich der großen deutschen Choreographin Pina Bausch dieser einmaligen Frau und Pionierin des zeitgenössischen Tanzes ein Denkmal setzen". Der Dokumentarfilm-Sieger wird nicht von allen Academy-Mitgliedern gewählt, sondern ausschließlich von denen, die alle fünf Anwärter nachweislich im Kino gesehen haben. Das sind in der Regel nur mehrere hundert Wahlmänner und -frauen.

1000 Flaschen Champagner liegen auf Eis

Weitere Nominierungen für deutsche Filmschaffende gibt es für die 47-jährige, in Berlin lebende Kostümbildnerin Lisy Christl, die in Roland Emmerichs Shakespeare-Thriller "Anonymus" für die Kostüme verantwortlich zeichnet, und für die deutschen Produzenten des polnischen Kriegsfilms "In Darkness" von Regisseurin Agnieszka Holland. Hollands Film geht als beste fremdsprachige Produktion ins Rennen, in dieser Disziplin ist auch das iranische Ehedrama "Nader und Simin - Eine Trennung" von Asghar Farhadi dabei, das 2011 mit dem Goldenen Berlinale-Bären und seitdem mit vielen internationalen Preisen geehrt wurde. Last but not least ist der Hamburger Nachwuchsregisseur Max Zähle mit seinem Kurzspielfilm "Raju" in der Kategorie "Live-Action-Kurzfilm" vertreten. Letztes Jahr hatte Zähle mit "Raju" bereits den bronzenen Studenten-Oscar gewonnen. Sein 25-minütiger Film handelt von einem deutschen Ehepaar, das nach Indien kommt, um ein vermeintliches Waisenkind zu adoptieren.

Und die Stars? Kommen natürlich alle. Für Wirbel im Vorfeld sorgte Sacha Baron Cohen. Nach einem tagelangen Hickhack um seinen geplanten werbeträchtigen „Diktator“-Auftritt, gab die Akademie dem britischen Komiker am Freitag grünes Licht. Er dürfe als seine neue Filmfigur General Aladeen mit schwarzem Rauschebart und Uniform nun doch über den roten Teppich laufen.Für das Menü danach werden 1500 Stars erwartet, denen der Hollywood-Kärntner Wolfgang Puck ein Gourmet-Gelage kredenzt. Für den „Governors Ball“ hat sich Puck etwas „ganz Neues“ ausgedacht. „Zum ersten Mal essen wir Nachtisch in 3D“, trumpft der Österreicher auf. Das Star-Dessert aus Schokolade ist wie ein Treppenaufgang geformt, der von einem essbaren 3D-Bildnis der Trophäe auf einer Schoko-Tafel gekrönt wird. „Man zieht die 3D-Brille an und der Oscar springt einem fast in den Mund“. Die Kreation habe „Null Kalorien“, denn in der Oscar-Nacht zählt keiner mit. „Zwei Wochen vor den Oscars sind alle auf Diät, aber nach der Show haben sie einen Mordshunger und hauen rein“, so Puck.Für den großen Appetit sorgt er mit einem Team von 350 Helfern vor. Über 7000 Garnelen, 1300 Austern, feinstes Kobe-Steak, zehn Pfund französische Trüffel und andere Köstlichkeiten sind bestellt. Tausende Wildlachsstreifen werden in Form der Oscar-Trophäe zurecht geschnitten, 1000 Flaschen Champagner liegen auf Eis. (chp, AFP, dpa, dapd)

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