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Kultur: Die Päsentationen des Brasilianer Ernesto Neto zeigen die Posie der Bildsprache

Vor zwei Jahren hat die französische Ausstellungsmacherin Catherine David mit ihrer Documenta ein ganzes Bündel an Fährten ausgelegt. Die wenigsten in Kassel gemachten Anregungen wurden seitdem jedoch aufgegriffen.

Vor zwei Jahren hat die französische Ausstellungsmacherin Catherine David mit ihrer Documenta ein ganzes Bündel an Fährten ausgelegt. Die wenigsten in Kassel gemachten Anregungen wurden seitdem jedoch aufgegriffen. So fand ihre Würdigung der in Europa noch relativ unbekannten Arbeiten von Hélio Oticica und Lygia Clark zwar Anerkennung, aber keine Nachahmung - etwa in Form von Einzelausstellungen der beiden brasilianischen Ausnahmekünstler, die in den siebziger Jahren Farbräume gestalteten und Performances aufführten.

Dennoch hat der Vorstoß der umstrittenen Documenta-Macherin zumindest dahingehend Wirkung gezeigt, dass er den Blick für die jüngere Kunst aus Südamerika schärfte. Der 35-jährige Ernesto Neto aus Rio de Janeiro kann von diesen Spätfolgen jetzt profitieren. Seine mit duftenden Gewürzen gefüllten Gazesäcke, die mit Gardinenkugeln rund und schwer gemachten Seidenstrümpfe oder jene Stoffstelen, in deren Öffnungen man neugierig seine Hände stecken darf, strahlen noch immer jene körperlichen Erfahrungen und Selbstvergewisserungen aus, die damals bei Oticica und Clark noch gesellschaftskritische Sprengkraft besaßen. Bei Neto ist davon die Posie der Bildsprache, das sinnliche Erlebnis geblieben. So viel Sensualität befriedigt heute zwar vielleicht in erster Linie dekorative Bedürfnisse, bringt trotz allem aber immer noch kraftvolle Installationen hervor.

Das Berliner Sammlerehepaar Erika und Rolf Hoffmann hat mehrere Arbeiten des jungen Künstlers erworben, die nun im Zentrum ihrer neuesten Präsentation in den Räumen in den Sophien-Gips-Höfen zu sehen sind. Ansonsten liegt der Schwerpunkt der nunmehr dritten Ausstellung mit einer Auswahl aus ihrer Kollektion bei deutsch-deutschen Fragen. Auch die Kunst hat darauf Antworten gesucht, wie Katharina Sieverdings Plakat-Aktion ("Deutschland wird deutscher"), Felix Droeses Biennale-Beitrag ("Haus der Waffenlosigkeit") oder Astrid Kleins Fotoserien zeigen.

Im Ausstellungsreigen rund um den Jahrestag der Wiedervereinigung setzt die Sammlung Hoffmann damit einen Akzent der ganz eigenen Art, der einem prüfenden Schauen ebenso wie den neugierigen Blicken angesichts des ungewöhnlichen Präsentationsortes in den Privaträumen des Ehepaares standhält.Führungen jeweils sonnabends, nach Voranmeldung unter der Telefonnummer 28 49 91 12.

NK

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