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Kultur: Die Säule trägt

Bernhard Schulz über die Trendwende beim Goethe-Institut

Die Außenpolitik war bislang schon der Aktivposten der Großen Koalition. Nun wird auch deren – mit dem Wort Willy Brandts – „Dritte Säule“ tragfähiger gemacht. Genauer gesagt, sie wird zunächst einmal vor dem Zerbrechen bewahrt. Denn das Goethe-Institut, das zuletzt in finanzielle Schieflage geraten ist, weil es die beständig steigenden Anforderungen der Politik bei gleichzeitig schrumpfenden Zuweisungen nicht mehr erfüllen konnte, erhält erstmals seit zehn Jahren wieder einen steigenden Zuschuss. 13,5 Millionen Euro zusätzlich hat der Haushaltsausschuss des Bundestages bewilligt, unmittelbar nachdem Außenminister Frank-Walter Steinmeier eine entsprechende „Trendwende“ angekündigt hatte.

Die lähmende Diskussion, ob seit langem bestehende europäische Goethe-Institute zugunsten der Neueinrichtung von außereuropäischen Häusern aufgelöst werden sollen, ist damit zumindest für eine Weile erledigt. Zum Glück: Denn dem Ansehen des Kulturstaates Deutschland kam es nicht eben zugute, dass Institute in Europa mit einem Mal zur Disposition gestellt wurden wie überfällige Altlasten. Das Engagement, das noch jedem gefährdeten Institut von seinen örtlichen „Partnern“ entgegengebracht wurde, hat Verwurzelungen sichtbar gemacht, die, in Jahrzehnten gewachsen, nicht ohne anhaltende Folgeschmerzen gekappt werden können. Zugleich aber muss und will sich das Goethe-Institut den Herausforderungen der globalisierten Welt und ihrer unübersichtlicher werdenden Kulturräume stellen und Zweigstellen eröffnen, so im Reich der kommenden Weltmacht China oder dort, wo die klassische Politik bislang nicht hinreicht, in den Krisengebieten des Nahen und Mittleren Ostens.

120 Millionen Euro soll die „institutionelle Förderung“ des Goethe-Instituts künftig betragen, also die Grundsicherung des Hauses ohne fallweise Projektgelder. Das sind vielleicht sechzig Prozent dessen, was für den Libanon-Einsatz der Bundesmarine veranschlagt wird – um nur eine aktuelle Ziffer der deutschen Außenpolitik zum Vergleich heranzuziehen. Er macht zumindest deutlich, mit wie wenig Geld die Dritte Säule der Außenpolitik zu einer tragenden Stütze gekräftigt werden kann. Die Auswärtige Kulturpolitik wirkt erst nach langen, geduldigen Jahren – aber dafür umso nachhaltiger. Sie ist eine Investition in die Zukunft.

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