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Kultur: Die Schlümpfe

Diese Woche auf Platz 49 mit: „Schabernack im Schlumpfenschloss“

Draußen im Wald steht ein Studio. Darin sitzen kleine blaue Männchen. Sie drehen emsig an Reglern und versuchen, mit ihren kurzen dicken Fingern Keyboard zu spielen. The Smurfs heißen sie im englischsprachigen Raum. In Frankreich: Les Schtroumpfs. Ins Pop-Business kamen sie vor 30 Jahren durch den Holländer Vader Abraham. Heute sind die Schlümpfe coole Profis. Durchschnittlich zwei Alben veröffentlichen sie pro Jahr. Immer hart am Trend. Nach Mega- Sellern wie „Schlumpfhausen sucht den Superschlumpf“ haben sie nun sogar O- Zone entdeckt: „Dragostea din tei“ heißt bei ihnen „Zauberschule“. Die Cover-Version mit den hoch gepitchten Helium-Stimmen lässt nun die Kinderzimmer der Nation erbeben. Ob damit eine frühkindliche Prägung auf Karnevals-Schlager ausgelöst wird, ist unter Erziehungsberechtigten umstritten. Trotzdem gelten die Schlümpfe als ideale Popstars: keine Allüren, keine Skandale. Damit ist nun Schluss. Die Internetseite www.moviebazaar.de räumt auf mit dem Bild vom edlen, wahren und guten Schlumpf. Unter der Überschrift „Papa Schlumpf ist böse!“ wird die Welt der blauen Wichte schonungslos durchleuchtet. Sex, Drogen, Gewalt – Alltag in Schlumpfhausen. Einen solchen Skandal hat es in der Comic-Welt bislang nur einmal gegeben. „Die Ducks – Psychogramm einer Sippe“ hieß 1970 das Enthüllungsbuch eines gewissen Grobian Gans. Wenn die Schlümpfe ihren Ruf retten wollen, müssen sie anfangen, Hotelzimmer zu zerlegen.

Ralph Geisenhanslüke

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