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Die sechs Titel der Shortlist

© Börsenverein

Die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2020: Mit Bov Bjergs "Serpentinen" und Anne Webers "Heldinnenepos"

Bov Bjerg, Dorothee Elmiger, Thomas Hettche, Deniz Ohde, Anne Weber und Christine Wunnicke: Die sehr gute Shortlist für den Deutschen Buchpreis.

Bei dem ganzen Wirrwarr um die Frankfurter Buchmesse und ihrer Pandemie-bedingten Entwicklung von einer „special edition“ über eine Miniaturausgabe bis hin zu einer Buchmesse ohne Messe und eben einem Literaturfestival ist es doch irgendwie beruhigend, dass der Deutsche Buchpreis wie stets seit 2005 vergeben und auch wieder an einem Montag im Frankfurter Römer feierlich überreicht wird, wenn auch ohne Publikum, aber in Anwesenheit der Jury und der für die Shortlist nominierten sechs Autoren und Autorinnen.

Wer sich am 12. Oktober auf den Weg nach Frankfurt machen darf (oder auch: muss), hat die Jury jetzt mit der Bekanntgabe ihrer Shortlist entschieden. Es sind die vier Autorinnen Dorothee Elmiger, Deniz Ohde, Anne Weber und Christine Wunnike sowie die beiden Autoren Bov Bjerg und Thomas Hettche.

Sie wurden aus der im August verkündeten zwanzig Titel und Autoren und Autorinnen umfassenden Longlist ausgewählt. Die hatte seinerzeit doch für das eine oder andere überraschende Stirnrunzeln gesorgt mit der Nominierung des Mahler-Romans von Robert Seethaler, mit Charles Lewinskys Brüder-Roman „Halbbart“ oder Eva Sichelschmidts „Bis wieder einer weint.“

Alle Titel sind sprachlich stark und formal innovativ

An dieser Shortlist lässt sich nun kaum etwas aussetzen, außer dass es ein paar andere Titel ebenfalls verdient hätten. Bov Bjerg hatte mit seinem Vater- und Sohn-und Depressionsroman „Serpentinen“ ja schon im Frühjahr für Begeisterung gesorgt und musste dann beim Leipziger Buchpreis Lutz Seilers „Stern 111“ den Vortritt lassen.

Thomas Hettches Roman über die Augsburger Puppenkiste, „Herzfaden“ ist eine genau so gute Wahl wie Deniz Ohdes Debütroman „Streulicht“ über eine bedrückende, schwierige Frankfurter Arbeiterkindheit und über den dornigen Weg dieses Kindes durch das deutsche Bildungssystem.

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Dazu kommt Dorothee Elmiger mit ihren vielen Biografien von Mystikerinnen, Spielern, Orgiastinnen und Kolonialisten überall auf der Welt, „Aus der Zuckerfabrik“, Christine Wunnicke mit „Die Dame mit der bemalten Hand“, einem Roman, der die Begegnung eines persischen Astronomen und eines deutschen Mathematiker im Jahr 1764 in der Nähe des indischen Mumbais schildert, sowie Anne Webers großartiges, in Versen erzähltes Heldinnenepos einer französischen Résistance-Kämpferin.

Alle Bücher hätten durch ihre „sprachliche Ausdruckskraft und formale Innovation“ überzeugt, gab die Jurysprecherin Hanna Engelmeier dieser Shortlist mit auf den Weg, würden „zugleich aber auch auf besonders kluge Weise politische Dringlichkeit dokumentieren“. Nun denn. Ersteres ist zweifelsohne so. Über letzteres lässt sich wohl streiten, klug sind alle, ja. Aber politische Dringlichkeit muss nun auch nicht gleich ganz oben auf der Agenda der Literatur stehen. Trotzdem: Einen Favoriten gibt es dieses Jahr nicht. Das Einverstandensein mit egal welchem dieser sechs Titel wird in jedem Fall sehr groß sein.

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