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Kultur: Die singende Seele der Südstaaten Lucinda Williams

im Schiller Theater

Der Aushang am Portal des Schiller Theaters klingt wie eine Drohung: „Das Konzert dauert 1 Stunde 40 Minuten! Es gibt keine Pause!“ Um viertel nach acht marschiert die Band auf die Bühne, und Lucinda Williams in gezaustem Blond und Bluejeans ergreift das Mikrofon: „He can’t rescue you, can’t pull the demons from your head.“ Ruhiger Beginn. Butch Norton bearbeitet das Schlagzeug mit bloßen Händen. Irgendetwas stimmt nicht, Lucinda bricht den Song ab, da sei ein unangenehmer „Crack“ gewesen, was meint sie? Das Publikum bangt, wie geht es weiter? Taumelt die empfindsame Singer-Songwriter-Seele aus dem Lot, aus der Laune? Neu ansetzen. Geht weiter. Geht gut. Geht immer besser. „I wanna watch the ocean bend ... I wanna get swallowed up in an ocean of love.“ Die schöne Schotterstimme, Doug Pettibone lässt seine Pedal-Steel-Gitarre dazu weinen, Lucinda hat immer mehr Spaß am schönen Auftrittsort und dem beglückten Publikum, sie wird immer gesprächiger, erzählt, was sie an Bob Dylan schätzt, erklärt ihre Songs im nuscheligen Südstaaten-Drawl, singt Country, Soul und knalligen Rhythm & Blues, einen abwechslungsreichen Querschnitt der letzten fünf Alben. Und natürlich ist das Konzert nicht wie angedroht nach 1 Stunde 40 Minuten zu Ende, nein, es geht immer weiter, noch schöner, noch magischer, in einem langen Zugabenteil mit zwei Solosongs, einer umwerfenden Version von „Lake Charles“, bevor sie mit dem hypnotischen Ein-Akkord-Kracher „Joy“ und der fast schmerzhaften Intensität von „Unsuffer Me“ den Saal zu Begeisterungswogen aus den Sitzen peitscht. Außerordentlich! H. P. Daniels

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