Kultur: Die Speise der Götter und Kinder
Es ist ein kleines Wunder: die Entdeckung des Kakaos. Weiße Bohnen , eingebettet in Fruchtmus – deren Geschmack erst einmal nicht an das erinnert, was wir mit Kakao verbinden.
Es ist ein kleines Wunder:
die Entdeckung des Kakaos. Weiße Bohnen , eingebettet in Fruchtmus – deren Geschmack erst einmal nicht an das
erinnert, was wir mit Kakao
verbinden. Mit den Händen
werden die Bohnen aus der Frucht genommen. Dann erst beginnt der Prozess, der sie
zu dem macht, was viele so
lieben. Man lässt die Bohnen zwischen Bananenblättern
fermentieren, trocknet und
röstet sie.
Dass Menschen darauf gekommen sind, Kakaobohnen auf diese Weise zu verarbeiten, ist schon ein glücklicher Zufall in der Geschichte der Lebensmittel. Die Kakaofrucht wächst – je nach Sorte und Reifegrad gelb, rötlich oder rotbraun – aus den lilienförmigen Blüten des Kakaobaums. Wie eine zu dicke Gurke sieht sie aus, etwa 20 Zentimeter lang, ledrig-
holzig. Heute wachsen Kakaobäume rund um den Äquator. Ursprünglich gab es zwei
Sorten: Der Criollo gilt mit
seinem leicht säuerlich-bitteren Geschmack und seinen vielen Nebenaromen als der edelste unter den Kakaos. Criollo
bedeutet im Spanischen „Einheimischer, Kreole“. Zu Hause ist er in Venezuela.
„Fremdling“ – Forastero heißt jener Kakao, der aus den Urwäldern des Amazonas kommt. Alle heute bekannten Arten
gehen wahrscheinlich auf diese Grundtypen zurück. Forasterobohnen haben einen stärkeren Kakaogeschmack, sind aber wenig aromatisch. Weil der Baum jedoch widerstandsfähig ist und große Erträge abwirft, spielt er eine Hauptrolle für den Kakaoweltmarkt.
Trinitario -Kakao ist eine
Kreuzung aus beiden. Dabei entstand in Trinidad ein robuster Baum mit aromatischen Bohnen.
Doch mit dem Kakao ist es wie mit dem Wein: Lage und Jahrgang sind entscheidend, außerdem die Röstung. Theobroma cacao L. – „Göttergetränk“, so nannte der Botaniker Lenné den Kakaobaum. Theos steht dabei für „Gott“, broma für
„Getränk“, das „L.“ für Lenné. Eine heiße Schokolade aus schwach entöltem Edelkakao, mit kochendem Wasser und Zucker glattgerührt und mit heißer Milch aufgeschlagen: Trost an grauen Wintertagen. Es ist das Getränk der Kindheit , das uns lehrt, Bitteres zu mögen – ein Göttertrank eben.Birgitt Claus
Die Autorin organisiert Veranstaltungen rund um das Kulturthema Essen und ist Koautorin der Hörbuch-Reihe (s. rechts).
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