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Kultur: Die Stille nach dem Schluss

KLASSIK

Es gibt Kulturradios. Und es gibt Sender, die haben Kultur. Bloß keine Polemik: Beides muss sich nicht auschließen. Eins ist nämlich gewiss: DeutschlandRadio hat Kultur. Auch wenn es das K-Wort nicht im Namen führt. Wie machen die das? Sie machen es! Zum Beispiel in der Konzert- und Sendereihe „Debüt im DeutschlandRadio“. Nicht nur Platten aufzulegen, sondern sich als Veranstalter zum aktiven Kulturmacher aufzuschwingen und dabei – wie ein gutes Feuilleton – selbst Themen zu setzen: diesen wichtigen Anspruch kann man sich hier noch leisten. Ob das jüngste Konzert mit dem Cuarteto Casals im Kammermusiksaal Quote brachte? In jedem Falle hatte der Auftritt der spanischen Musiker und ihres amerikanischen Bratschers einen jener kostbaren starken Momente zu bieten, nach denen man am Radio vielleicht sogar aus Ergriffenheit den Knopf ausdreht hätte. Schlecht für die Quote. Aber gut, diese Stille, um den Schluss von Schostakowitschs achtem Streichquartett nachklingen zu lassen.

Die löste nämlich überraschend eine Spannung, die die Musiker mit gedecktem, aber reichem Klang fast unmerklich aufgebaut hatten. Wobei sie mittels sorgfältig betonter D-Es-C-H-Motive (Dmitri Schostakowitschs Initialen) den Focus ganz von der Betroffenheit über die „Opfer von Faschismus und Krieg“ (deren Gedenken das Stück gewidmet ist) auf die Trauer des zerrissenen Komponisten lenkten. Und wenn zuvor die Mittelsätze im dritten Streichquartett von Juan Crisóstomo de Arriaga weniger Cellodominanz und mehr Hypertrophie hätten vertragen können: Die kostbare Aufmerksamkeit des Senders waren die vier Musiker wert.

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