zum Hauptinhalt

Kultur: Die Summe seiner Teile

In Paris wird der Nachlass von André Breton versteigert

Die Versteigerung des Ateliers von André Breton, die das Pariser Auktionshaus CalmesCohen für April angekündigt hat, setzt einem Mythos ein Ende. Bis zu seinem Tod 1966 hatte der Wortführer des Surrealismus in der Rue Fontaine Nummer 42 nah am Montmartre gelebt und Kunst- und Kulturgegenstände unterschiedlichster Art gesammelt. Mit 450 Gemälden von Max Ernst, Paul Klee, Pablo Picasso oder René Magritte sowie zahlreichen Briefen, Fotografien, darunter Vintage Prints von Man Ray oder Hans Bellmer, und rund 3500 Büchern ist das Atelelier, in dem einmal die Künstler und Geistesgrößen ein- und ausgegangen waren, zum Gesamtkunstwerk des Surrealismus’ geworden.

Bis zum Jahr 2000 erhielten Bretons dritte Frau und seine Tochter Aube sowie seine Enkelin Oona das kostbare Erbe, bemühten sich dabei mehrfach um eine Übernahme von öffentlicher Hand. Nachdem die Pläne für eine Stiftung scheiterten, entschlossen sich Bretons Nachfahren zur Auflösung des Bestands. Die Briefe und fast alle Manuskripte gingen an die Bibliothèque litteraire Jacques Doucet. Mit einer Atelierwand, die fortan im Centre Pompidou verwahrt wird, wurde die fällige Erbschaftssteuer beglichen. Übrig blieben zirka 4000 Objekte, die nach einer Besichtigungswoche in 23 Einzelauktionen zwischen dem 7. und 17. April versteigert werden sollen. Der Apell die Sammlung zu erhalten, den unter anderem Jacques Derrida und Michel Butor unterzeichnet hatten, kommt zu spät. Dabei ist das Ganze stets mehr als die Summe seiner Teile.

Weitere Informationen unter www.calmelscohen.com

Katrin Wittneven

Zur Startseite