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Kultur: Die Toten Hosen

Diese Woche auf Platz 6 mit: „Nur zu Besuch“

Eine schöne Redensart aus den westlichen Provinzen unseres Landes sagt: Es kommt nicht auf die Hose an, sondern auf den Arsch, der drinsteckt. Der ist bei Campino und seinen Kollegen gut erhalten. Schon lange sind die Hosen die am gründlichsten auf DVD dokumentierte deutsche Live-Band. Auf Platz 61 etwa findet sich ein Mitschnitt des „Heimspiels“ vor 50 000 Zuschauern in der Düsseldorfer LTU-Arena. Vom Ratinger Hof bis dahin war es ein langer Weg. Das dezentere Akustik-Set im Wiener Burgtheater hat natürlich andere Reize. Auch weil die Hosen hier mal still sitzen müssen. „In ein paar Jahren“, prophezeit Campino, „werden alle unsere Konzerte so aussehen.“

Nun ist es nicht so, als wären die Hosen hier eine Garagen-Band ohne Garage. Den Abschied von den historischen Klischees haben sie schon lange vollzogen. Campino wurde schon als Punk-Opa geschmäht, da war er noch jünger, als die meisten seiner Kritiker. Er musste sich für jeden Hundebesitzer am Kotti verantworten. Man belächelte ihn als „Volksvertreter“ und „Talkshow-Gast“. Er hat das stoisch überstanden. Heute machen die Hosen nicht mehr auf Dosenbier. Sie sind Stadionrocker und halten allmählich Einzug in die Hose, pardon, Hall Of Fame. Man bewundert ihre Laufleistung – dabei sind sie gerade Anfang 40. Im schmeichelhaften Licht des Wiener Burgtheaters sieht man kaum Falten. Und der „Hosenhobel“, das unverkennbare Gitarrenbrett, tut noch wacker seinen Dienst. Sogar, wenn die Gitarre mal keinen Strom bekommt.

Ralph Geisenhanslüke

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