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Kultur: Die üblichen Unverdächtigen

Das im „Spiegel“ veröffentlichte Pamphlet des Produzenten Günter Rohrbach gegen die deutsche Filmkritik ist nicht nur in dieser Zeitung (Kommentar vom 22. 1.

Das im „Spiegel“ veröffentlichte Pamphlet des Produzenten Günter Rohrbach gegen die deutsche Filmkritik ist nicht nur in dieser Zeitung (Kommentar vom 22. 1.) auf Gegenwehr gestoßen. Nicht zufällig richten sich Rohrbachs Ausfälle gegen die schreibenden Vertreter der Zunft. Denn sie sind anstrengend unabhängig – dem Filmkritiker genügt es in der Regel, zur Sichtung ein einigermaßen intaktes Gedächtnis und zwecks Notat aktueller Eindrücke womöglich Papier und Kugelschreiber mitzubringen.

Ganz anders liegt der Fall bei der Filmkritik im Fernsehen : Sie ist auf Filmausschnitte und Interviewangebote der Verleiher angewiesen, um ihre Beiträge mediengerecht aufzubereiten. Sind solche Abhängigkeiten vielleicht der Grund dafür, dass der Filmjournalismus im Fernsehen fast durchweg zur werbeunterstützenden Kinostart-Begleitmusik heruntergekommen ist? Die aktuelle Debatte legt es nahe, an dieser Stelle einmal eine Gesprächsveranstaltung ganz ohne arrondierende Filmvorführung anzukündigen (heute, 16 Uhr, im dffb-Kino im Filmhaus am Potsdamer Platz). Auf Einladung des Verbands der deutschen Filmkritik dürften Studenten und Kritiker etwa über das Paradox diskutieren, dass die Sender zwar reichlich Filme produzieren, die kritische Auseinandersetzung mit ihnen aber im Fernsehen selber kaum noch vorkommt, während etwa Büchersendungen boomen. Auf dem Podium: ZDF-Redakteur Achim Forst und Helmut Merker (WDR), der mit dem monatlichen „filmtip“ eine der wenigen anspruchsvollen Filmsendungen produziert.

Dass Kassenerfolg nicht unbedingt ein Gradmesser für die Bedeutung von Filmen ist – auch hier schloss Günter Rohrbach polemisch schmerzhaft kurz –, zeigt Charles Laughtons The Night of the Hunter. Bei seinem Erststart 1955 ein krasser Flopp, gilt Laughtons einzige Spielfilmregie heute als filmhistorischer Meilenstein; die Leinwand-Persona von Robert Mitchum als Reverend Harry Powell wird immer wieder zitiert. Dabei fasziniert an dem albtraumhaft verstörenden Filmmärchen, das Jacques Rivette einmal den „verblüffendsten Meteor der Filmgeschichte“ genannt hat, heute gerade, dass es sich allzu leichter Deutung entzieht. Am Sonnabend kommt Laughtons Film in einer untertitelten Fassung im Lichtblick-Kino wieder zur Aufführung – in einer Reihe mit noch etwas früheren Klassikern des Film Noir.

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