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Kultur: Die UNO hat Probleme mit einem Anthologiebeitrag des britischen Schriftstellers Salman Rushdie

Die Vereinten Nationen haben nach Angaben des niederländischen Verlages Podium versucht, einen Text des britischen Schriftstellers Salman Rushdie zu zensieren. Dies bestätigte der Herausgeber Joost Nijsen in Amsterdam.

Die Vereinten Nationen haben nach Angaben des niederländischen Verlages Podium versucht, einen Text des britischen Schriftstellers Salman Rushdie zu zensieren. Dies bestätigte der Herausgeber Joost Nijsen in Amsterdam. Rushdie hatte einen Beitrag für den Sammelband "Jeden Tag beginnt die Welt aufs Neue" geschrieben, der anlässlich der Geburt des sechsmilliardsten Menschen am 12. Oktober auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert werden soll. Die Vereinten Nationen hatten das Projekt finanziell unterstützt und Generalsekretär Kofi Annan ein Vorwort beigesteuert. Nach Lektüre von Rushdies Text "Imagine - Stell dir vor, es gibt keinen Himmel" verlangte die UNO jedoch, dass Passagen daraus gestrichen werden. Als der Herausgeber sich weigerte, habe sich die UNO von dem Buch distanziert und Annans Vorwort zurückgezogen, sagte Nijsen. Die Produktionszuschüsse seien allerdings nicht wieder eingefordert worden.

Rushdie habe angeboten, die umstrittenen Passagen zu ändern. "Wir wollen aber nicht aus politischen Gründen einen literarischen Text verändern", sagte der Nijsen. In den von der UNO kritisierten Textpassagen warnt der Autor, der wegen seines Buches "Die Satanischen Verse" jahrelang von muslimischen Fundamentalisten verfolgt worden war, vor Gefahren durch die Religion: "Die echten Religionskriege sind die Kriege, die Religionen gegen einfache Bürger in ihrem Einflussgebiet anzetteln. Es sind Kriege der Frommen gegen die vorwiegend wehrlosen Bürger. Amerikanische Fundamentalisten gegen Abtreibungsärzte, iranische Mullahs gegen die jüdische Minderheit in ihrem Land, Hindu-Fundamentalisten in Bombay gegen die immer ängstlicher werdenden Muslime in ihrer Stadt." Kritisiert wurde auch die Passage: "Selbst als die nicht-islamische Nato einen Krieg zu Gunsten der überwiegend muslimischen Kosovo-Albaner führte, dauerte es lange, bevor die muslimische Welt mit der so nötigen humanitären Hilfe kam."

"Jeden Tag beginnt die Welt aufs neue" enthält Beiträge von elf weiteren Autoren, darunter Ariel Dorfman und György Konrád. Das Buch soll in den Niederlanden, in Deutschland, Dänemark, Israel, Korea und Spanien erscheinen. Im deutschen Sprachraum kommt es beim Zürcher Verlag Nagel und Kimche heraus.

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