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Kultur: Die Welt vergeht in Feuer und in Eis

„Promises to keep“: Lars Vollert übersetzt Robert Frost

Von Gregor Dotzauer

Wie hätte er sich hierzulande durchsetzen sollen? Eine Handvoll Übertragungen von Paul Celan, darunter die von „The Road Not Taken“. Ein paar mehr deutsche Verse von Eva Hesse. Lob und Anbetung von Joseph Brodsky. Das Kuriosum, dass Don Siegel in seinem Agentenfilm „Telefon“ mit den letzten Zeilen von „Stopping by Woods on a Snowy Evening“ sowjetische Sleeper aktiviert. Oder die Überraschung, dass Stephenie Meyer ihren Vampirroman „Biss zum Abendrot“mit dem Gedicht „Fire and Ice“ einleitet. Nichts davon konnte Robert Frost (1874–1963), ohne dessen Lektüre in den USA kein Kind durch die Schule kommt, zu einer wirklichen Leserschaft verhelfen.

Wahrscheinlich hat der vierfache Pulitzerpreisträger auch durch die jüngste Übersetzung noch keine Chance, aber immerhin stimmen die Voraussetzungen. Denn Lars Vollert hat sowohl das Zupackende wie das Musikalische dieser unverblasenen Verse in ein gegenwärtiges Deutsch gebracht, das vom leisen Tremolieren, mit dem der gelehrte Ostküstenfarmer seine Gedichte beim Vorlesen ausstatten konnte, nicht das Geringste ahnen lässt. Vollerts um ein prägnantes Nachwort ergänzte Auswahl scheut in der Regel zwar den Reim, nicht aber die rhythmische Schlankheit der Originale. Die Natur, in der Frost seine geplagte Existenz spiegelte, war kein Idyll – sie war das kultivierte, das erschlossene, ja das geschundene Land. Dieser neu aufgelegte Band gehört zur Reihe Textura, mit der C. H. Beck nun die ehrwürdigen Klappenbroschuren der Edition Langewiesche-Brandt fortführt. Gregor Dotzauer

Robert Frost: Promises to keep. Poems. Gedichte. Aus d. Englischen v. Lars Vollert. C. H. Beck, München 2011. 160 S., 16,95 €.

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