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Kultur: Die Würde der Wesen

Körper & Kapital: „The Tiger Factory“ aus Malaysia

Die „ Tiger Factory“ ist eine Absteige: In schäbigen Kammern verkaufen Frauen ihre Körper. Eine Art Prostitution, nur wird hier nicht der Sex vermarktet, sondern dessen erhofftes Produkt. Madame Mien (Pearlly Chua), eine umtriebige Geschäftsfrau, organisiert Babys für einen florierenden Markt. Eine ihrer „Arbeiterinnen“ ist ihre Nichte Ping (Lai Fooi Mun), die das Geld für eine illegale Überfahrt ins ferne Japan braucht. Denn der Lohn aus ihren beiden regulären Jobs in einem Imbiss und einem Schweinezuchtbetrieb reicht nicht mal fürs Nötigste.

Regisseur Ming Jin Woo, wie seine Heldin Mitglied der großen chinesischen Minorität Malaysias, debütierte 2005 auf dem Berlinale-Forum mit „Monday Morning Glory“. Seitdem etablierte er sich mit Gastspielen bei den großen Festivals von Cannes bis Toronto als Teil der aufstrebenden Riege engagierter südostasiatischer Filmemacher, die semi-dokumentarische Nüchternheit mit Formbewusstsein verbinden. Auch sein fünfter Film, „The Tiger Factory“, erzählt ohne dick aufgetragene Gefühle von Betrug, Desillusionierung und Verrat, mit einer unaufgeregten Kamera, die in engen Räumen durch Türrahmen linst und mit Unschärfen spielt.

Die Spiegelung der Menschenfabrikation im Schweinezuchtwesen erscheint zwar etwas plakativ, aber trotz seines harten Stoffs gelingt Ming ein verhaltener, fast leiser Film. Am Ende versucht Ping, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, sie bleibt dennoch eine Getriebene. Die wenigen Regungen, die vorher ihr Gesicht aufhellten, sind nun vollkommener Ausdruckslosigkeit gewichen. Selbstbehauptung tut nicht unbedingt gut: ein Lehrstück über vereinsamte Überlebenskämpfer in einer vergletschernden Welt. Auch Tiger, dieser Inbegriff von Stärke und Mut (und Malaysias Wappentiere), sind ja Einzeltäter. Silvia Hallensleben

fsk (OmU)

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