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Die Geschichte von Egil Skalla-Grimson ist eine erstaunliche. Eigentlich ist er ein typischer Wikinger, einer der schon mit sieben Jahren „viel stärker als die Kinder in seinem Alter“ war, ein Raufbold und Totschläger, wie er nicht exemplarischer für die Figuren der Isländer-Sagas sein kann.

Die Geschichte von Egil Skalla-Grimson ist eine erstaunliche. Eigentlich ist er ein typischer Wikinger, einer der schon mit sieben Jahren „viel stärker als die Kinder in seinem Alter“ war, ein Raufbold und Totschläger, wie er nicht exemplarischer für die Figuren der Isländer-Sagas sein kann. Dann aber überrascht er eines Tages damit, dass er zu dichten beginnt. Nicht gerade freiwillig, denn sein Gegenspieler, König Eirik, hat ihn zum Tode verurteilt und nur mit einem Gedicht auf Eirik kann Egil seinen Kopf aus der Schlinge ziehen. Doch siehe da: Egil dichtet und „sprach Verse von so hoher Schönheit, dass niemand sie wieder vergaß, der sie gehört hatte. Er pries darin Eiriks Tatendurst und seine Streitlust im Kampf. Er beschrieb, wie Eirik nach dem Kampf seine Freunde freigiebig belohnt. Und auch seine Überzeugung, dass der König sein Gedicht gut aufnehmen würde.“ Das tat König Eirik: „Das Schönste, was ich je gehört habe“, staunt er, veranlasst die Verbreitung des Gedichts und schenkt Egil das Leben.

Nachlesen kann man die Saga von Egil Skalla-Grimson in den Isländer Sagas, die gerade in einer vierbändigen Kasette von Klaus Böldl, Andreas Vollmer und Julia Zernack neu herausgegeben und aus dem Altisländischen neu übersetzt worden sind (S. Fischer, 3384 S., 98 €). In einer langen Version gewissermaßen. Nachlesen kann man diese Geschichte aber auch in einer kurzen, komprimierten Version, die sich in einem sehr schönen Buch von Tilman Spreckelsen und Kat Menschick findet: „Der Mordbrand von Ornolesdalur und andere Island-Sagas“. Spreckelsen hat fünf der Isländer-Sagas nacherzählt, und zwar so, dass ihr Kern erhalten bleibt. Neben der von Egil die von Grettir, dem Ausgestoßenen, die Nationalsaga von Njal, die von Gudrun und ihren vier Ehemännern sowie die des gedemütigten Hühnerthorir.

Kat Menschik wiederum, von der die Illustrationen für diese Literaturseiten stammen (auch das Selbstporträt oben), hat sich nach einer Reise zu den Originalschauplätzen der Sagas zu einer großen Bilderfolge inspirieren lassen und die Nacherzählungen von

Spreckelsen grafisch begleitet, vom

grübelnd-dichtenden Egil in seinem Kerker bis zu dem in Flammen stehenden Haus von Njal. So lässt sich in einem schmucken Buch ein erster Eindruck von den isländischen Sagas gewinnen, die eben nicht nur von Landnahme, Mord und Totschlag erzählen. Sondern deren unbekannte Autoren vor gut

800 Jahren überzeugt waren, dass

Wörter ihre eigene Zauberkraft entfalten und Gedichte und Prosa gar Leben retten können. gbar

Der Mordbrand von Ornolesdalur und andere Isländer-Sagas. Nacherzählt von Tilman Spreckelsen, mit Illustrationen von Kat Menschik und einem Nachwort von Arthúr Bollason. Galiani Berlin, 2011. 200 Seiten, 24, 99 €.

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