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Kultur: Diese Woche auf Platz 10 BAP

„Sonx“

HITPARADE

Er gehört zu den Vielgeprügelten und Dauergeschmähten. Über solche Männer werden oft hässliche Dinge geschrieben, die gelegentlich der Tatsache geschuldet sind, dass mancher selbst gern Star wäre und es wenigstens als Kritiker mal richtig rocken lassen will. Das produziert sicher ein paar Lacher und man lobt die flotte Schreibe. Aber was bleibt eigentlich davon? BAP rocken mehr oder weniger seit 25 Jahren. Und an Niedeckens „Tankstellen-Kölsch“, dem jemand mal „breitärschige Gemütlichkeit“ attestierte, ist bislang noch jede Feuilleton-Sottise abgeprallt. Da können sich die Kritiker vor Abscheu winden, einen wie Niedecken werden sie nie niederschreiben.

Vergessen die schwere Stunde, als der Gitarrist Klaus „Major“ Heuser die Band verließ – für manche Fans nur vergleichbar mit einem Ausstieg Keith Richards’ bei den Stones. Niedecken, mittlerweile das letzte Gründungsmitglied seines Traditionsunternehmens, hat noch nicht einmal gehadert, als sein letzter Weggefährte, der Keyboarder und Saxofonist Jens Streifling, 2003 bei der rheinlandweit bekannten Karnevalskapelle Höhner anheuerte. Eine Schande, sein Talent so zu verschwenden, soll er dem Scheidenden hinterhergedonnert haben. Aber der sagte auf seiner Internetseite: „Bei den Höhnern ist es viel familiärer.“ – „Ich bin stolz, ein Hohn zu sein“ – Wenn schon nicht mehr affzerocke, so gibt es im „Höhnerstall“ wenigstens noch jede Menge affzelache.

Und Niedecken, der nun quasi solitär mit gitarrenlastigem Südstadt-Rock durch sein neues Album und ab kommendem Samstag auch durch die Lande schlurft, hat den Plural von Song, wie weiland in den Achtzigern, mit x gebildet. Brave „Sonx“ sind das, nichts Spektakuläres. Eher die Erfüllung eines Rituals. Manchmal genügt es offenbar schon, wenn der Dom in Köln bleibt. Denn da gehört er hin.

Ralph Geisenhanslüke

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