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Kultur: Diese Woche auf Platz 12 Elvis vs. JXL

HITPARADE Tot? Von wegen.

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Tot? Von wegen. Elvis Presleys postume Karriere dauert mittlerweile länger als die zu Lebzeiten. Kurz vor seinem 25. Todestag verkauft er allein in den USA mehr Platten als die Boygroup N’Sync. Mit einem Song, den sogar der Komponist Billy Strange eher zu seinen Schwächeren zählt. „A Little Less Conversation“ dauert im Original nicht einmal zwei Minuten. Eine kurze, rumpelige Nummer mit zu viel Hall auf dem Gesang, die Gitarre zu laut, der Rhythmus ein einziger Brei. Egal. Der Song – 1968 in aller Eile für einen zu Recht vergessenen Presley-Film aufgenommen – steht momentan in zwölf Ländern auf Platz eins. How come?

Schon im letzten Jahr wurde das Stück kurz im Soundtrack von „Oceans Eleven angespielt (Als Pitt und Clooney mit der Beute davonfuhren). Dann verwendete Nike es für seine 100-Millionen-Dollar-Kampagne zur Fußball-WM, ließ einen Remix von einem holländischen Techno-DJ anfertigen und Terry Gilliam die Regie für den Werbespot führen. Die Fußballer im Öltanker und die zeitlose Forderung nach „Weniger Konversation und mehr Action“ schaffte dass, was auch Levi’s Mitte der Achtziger mit seinen Jeans-Werbespots gelang: einen Hit zu generieren. Damals kamen Soul-Klassiker von Sam Cooke, Percy Sledge oder Marvin Gaye wieder in den Handel mit Aufschrift: „As featured in the Levi’s commercial“. Der Anfang einer langen, innigen Freundschaft zwischen Musikrechtehändlern und Werbeleuten.

Aber Nike allein kann Presleys generationenübergreifendes Potenzial gar nicht ausschöpfen. Damit auch schon die jüngsten Zielgruppen an die unumstößlichen Gesetze musikalischer Monarchie herangeführt werden, lässt Disney in seinem Zeichentrickfilm „Lilo & Stitch“ gleich acht Presley-Songs laufen. Schön für die Erben, schön für den 72-jährigen Billy Strange. Die unerwarteten Einnahmen, sagte er der „Washington Post“, seien ihm willkommen. Nun könne er endlich sein Haus abzahlen.

Ralph Geisenhanslüke

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