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Kultur: Diese Woche auf Platz 21 Morcheeba

mit „Charango“

HITPARADE

Die Stimmung auf dem Musikmarkt ähnelt momentan der an der Börse. Die Umsätze brechen ein. Kommende Woche, auf der Musikmesse Popkomm, wird der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft wohl sein jährliches Ritual abhalten und verheerende Zahlen vorlegen. Dann werden sich in Köln erlauchte Häupter der Branche die wohlfrisierten Haare über die Zukunft raufen. Staatsminister Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin wird eine Keynote address von sich geben. Auf Diskussionspodien stimmen sie vielleicht noch einmal euphorische Gesänge auf mobile Internet-Dienste an.

Aber ganz so schlimm, wie „Titanic“ mutmaßt, ist es noch nicht: In seiner aktuellen Ausgabe empfiehlt das Satiremagazin dem Clip-Sender „Viva plus“ seinen Sendebetrieb komplett auf SMS umzustellen. Wie an der Börse, so fassen auch in den Longplay-Charts die Käufer nur zögerlich Vertrauen und greifen bevorzugt zu Standardwerten. Bruce Springsteen (Platz 1), Red Hot Chili Peppers (2) und Shakira (4) können sich stabil behaupten.

Aber auch das Trio Morcheeba kann mit seinem langsamen Wachstum zu einer soliden Daueranlage werden. Anfang der neunziger Jahre in den melancholischen Kellern des TripHop gegründet, haben sich die Londoner dem „musikalischen Kannibalismus“ verschrieben. Eine angemessene Idee in Zeiten des allgemeinen „Raubtier-Kapitalismus“ („Spiegel"). Klingt aber brutaler, als es klingt. Morcheeba haben ihre atmosphärischen Midtempo-Nummern aufgeladen mit allem, was der globalisierte Hörer goutiert: Tropicalia, Exotica, orchestrale Film-Scores, HipHop, Country oder Rock der Siebziger. Schon das erste Stück „Slow Down“ ist gut für das erste Glas nach einem harten Handelstag. Dann hebt der Radio-Hit „Otherwise“ mit seinen Bollywood-Geigen ab. Wie’s weitergeht? Hängt davon ab, ob Ihr Portfolio noch ein paar Drinks hergibt.

Ralph Geisenhanslüke

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